Ein Deal für die Verbündeten

von Redaktion

Selenskyjs Siegesplan

Die lange erwarteten Details des „Siegesplans“ boten keine Überraschungen mehr. Es war klar, dass Wolodymyr Selenskyj einmal mehr deutlich machen würde, dass es vor allem an der Entschlossenheit des Westens liegt, ob Wladimir Putins Aggression abgewehrt werden kann. Sofortiger Nato-Beitritt, die Erlaubnis, mit westlichen Waffen Stellungen in Russland anzugreifen: Weder bei den im Wahlkampf steckenden USA noch bei den Europäern ist derzeit Bereitschaft zur Erfüllung dieses Wunsch-Katalogs zu erkennen.

Deshalb gibt der gewiefte Taktiker Selenskyj seinen altbekannten Forderungen eine neue Note, indem er deutlich macht, dass der Westen für die militärische Hilfe durchaus belohnt werden soll: War früher immer nur abstrakt von „westlichen Werten“ die Rede, die in der Ukraine verteidigt werden, verspricht Selenskyj jetzt dem Westen ganz konkret Bodenschätze wie Uran und Graphit. Zudem verweist der Präsident auch auf den militärischen Nutzen, den die nun so kriegserfahrene ukrainische Armee künftig für Europas Verteidigung haben werde: Ukrainische Truppen könnten langfristig sogar die US-Truppen in Europa ersetzen. Ganz offensichtlich denkt Selenskyj bei derartigen Zuckerln für die westlichen Verbündeten auch an einen möglichen Wahlsieg von Donald Trump. Für den republikanischen Präsidentschaftskandidaten besteht Politik aus „Deals“. Selenskyj zeigt Trump: So schlecht wäre es für den America-First-Präsidenten gar nicht, auf einen Handel mit Kiew zu setzen.
KLAUS.RIMPEL@OVB.NET

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