Bislang läuft das alles erstaunlich geräuschlos: In Sachsen und Thüringen werden Koalitionen von CDU und SPD mit dem Bündnis Sahra Wagenknecht immer wahrscheinlicher. Während man sich in Dresden Sondierungen nähert, wird in Erfurt sogar bald konkret verhandelt. Nach dem Kennenlernen soll es nun bei landespolitischen Themen konkret werden. Die große Frage von „Krieg und Frieden“ wird dagegen erst mal ausgeklammert – das war so nicht zu erwarten.
Das BSW ist neu, seine Strukturen unterscheiden sich stark von denen anderer Parteien. Deshalb fällt es schwer, hinter die Kulissen zu blicken. Von außen betrachtet tun sich jedoch erste Risse auf: Auf der einen Seite die konstruktiven Gespräche auf Länderebene. Kein Wunder: Es winken Ministerien, Posten, Verantwortung und nicht zuletzt die Chance, Inhalte durchzusetzen. Richtigerweise stellt man da umstrittene außenpolitische Themen, die niemals in Erfurt oder Dresden gelöst werden, zurück. Die Strategie: Sollte man sich sonst überall einig sein, wird sich schon eine samtweiche Formulierung finden, in der man für Friedensgespräche werben kann. Und was macht Sahra Wagenknecht? Die Parteichefin und Namensgeberin fühlt sich genötigt, von Berlin aus Minderheitsregierungen ins Spiel zu bringen, die nur punktuell vom BSW unterstützt würden.
Wagenknecht wäre es mit Blick auf den Wahlkampf für die Bundestagswahl ganz offensichtlich lieber, wenn sich ihre Parteifreunde für die Opposition entscheiden. Dann ließe sich leichter die reine Lehre vertreten. Doch besonders die Thüringer BSW-Landesvorsitzende Katja Wolf scheint landespolitischer Gestaltungswille umzutreiben.
Das riecht nach einem Konflikt mit Sprengkraft für das junge BSW.
MIKE.SCHIER@OVB.NET