Mit Wasser stillt dieser palästinensische Junge im Gazastreifen seinen Durst. © Taleb/afp
Tel Aviv – Das Palästinenserhilfswerk der Vereinten Nationen (UNRWA) hat wegen der humanitären Lage im Gazastreifen schwere Vorwürfe gegen Israel erhoben. „Im Moment gelangt fast nichts in den Gazastreifen“, sagte der Vize-Direktor der UNRWA in dem Küstenstreifen, Sam Rose, dem Sender CNN. Die USA hatten Israel vergangene Woche eine Frist von 30 Tagen gesetzt, um die Versorgung der Menschen im Gazastreifen zu verbessern. Anderenfalls könnten US-Waffenlieferungen an Israel gefährdet sein.
Auch die Bundesregierung verlangte von Israel angesichts der weiterhin dramatischen humanitären Lage im Gazastreifen erneut, mehr Hilfslieferungen in das umkämpfte Gebiet zu lassen. Berichte über eine hohe Anzahl von getöteten Zivilisten, darunter auch Frauen und Kinder, sowie eine weitreichende Abriegelung insbesondere des nördlichen Gazastreifens von Hilfsgütern seien sehr besorgniserregend, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amts in Berlin.
Der Leiter der UNRWA, Philippe Lazzarini, schilderte die Not und den Schrecken im Gazastreifen in drastischen Worten. Die israelischen Behörden hinderten humanitäre Hilfsorganisationen weiter daran, die Menschen im Norden mit wichtigen Hilfsgütern wie Medikamenten und Lebensmitteln zu versorgen. Krankenhäuser würden beschossen und hätten keinen Strom mehr, schrieb er auf X. Wegen der Enge seien einige Vertriebene gezwungen, in Toiletten zu hausen.
Es gebe auch Berichte, dass Menschen, die zu fliehen versuchten, getötet würden. Die Leichen auf den Straßen könnten nicht geborgen werden. „Ein Waffenstillstand wäre ein Anfang, um diesem endlosen Albtraum ein Ende zu setzen“, sagte Lazzarini.
Die israelische Armee bombardierte in der Nacht zum Montag Finanzeinrichtungen der proiranischen Hisbollah, die ein wichtiger Machtpfeiler der Schiiten-Miliz sind. Die angegriffenen Einrichtungen und Anlagen seien von der Hisbollah „zur Finanzierung ihrer terroristischen Aktivitäten gegen den Staat Israel genutzt worden“, teilte die Armee mit. Innerhalb von 24 Stunden sind demnach rund 300 Ziele der Miliz angegriffen worden.
Ins Visier gerieten Filialen der Vereinigung Al-Kard Al-Hassan, einer Art Bank der Hisbollah. Diese verwalte Gelder, mit denen die Aktivitäten der Hisbollah finanziert würden, einschließlich des Kaufs von Waffen und der Zahlungen an Mitglieder des militärischen Flügels der Hisbollah, teilte die israelische Armee mit.
Israel hat nach eigenen Angaben auch einen Bunker getroffen, in dem Bargeld und Gold im Wert von dutzenden Millionen Dollar gelagert wurden. „Eines unserer Hauptziele der vergangenen Nacht war ein unterirdischer Tresor mit Millionen von Dollar in Bargeld und Gold“, sagte am Montag der israelische Armeesprecher Daniel Hagari.