Lügen, Hetze, Beleidigungen: An etliches, was einer Demokratie unwürdig ist, haben sich US-Amerikaner in diesem Präsidentschafts-Wahlkampf schon gewöhnen müssen. Doch Elon Musk, der mit seinem Twitter-Nachfolger X ohnehin schon ein Treiber des demokratischen Sittenverfalls ist, toppt alle Ungeheuerlichkeiten jetzt noch: mit Geld! Damit sind nicht die 75 Millionen US-Dollar gemeint, die der Tesla-Chef für Trumps Wahlkampf bislang spendete – Kamala Harris hat in Sachen reiche Gönner sogar die Nase vor Trump. Und Spenden haben schon immer eine (wenn auch fragwürdige) große Rolle in US-Wahlkämpfen gespielt. Aber es ist eine neue Dimension des kapitalistischen Wahlkampfs erreicht, wenn Musk nun offen Bürger mit Geld zum Wählen motiviert. Das kennt man bisher eigentlich nur aus Pseudo-Demokratien in Afrika.
Musk mit seinem Heer von (natürlich teuren) juristischen Beratern macht das durchaus geschickt, indem es vordergründig um eine Petition für „das Recht, Waffen zu tragen“ geht. Ein Trigger-Thema für die Trump-Gemeinde. Zwar ist es in den USA verboten, Wähler für die Registrierung zu bezahlen.
Aber bis eine Gerichtsentscheidung fällt, dürfte Musk mit seinen Millionen schon genügend Waffen-Fans motiviert haben, die sonst vielleicht zu Hause geblieben wären. Und das in umkämpften Staaten wie Pennsylvania, wo wenige Dutzend Stimmen die gesamte US-Wahl entscheiden können. Ein Effekt dieser Wähler-Lotterie á la Elon Musk ist jetzt schon sicher: Es ist ein weiterer Sprengsatz, um das Vertrauen in demokratische Wahlen generell zu zerstören.
KLAUS.RIMPEL@OVB.NET