Berlin – Seit Jahrzehnten sind die Menschen in Deutschland angehalten, privat für ihr Alter vorzusorgen. Neben gesetzlicher und betrieblicher Rente wird das private Sparen immer wichtiger. Doch früher propagierte Modelle wie die Riester-Rente oder andere klassische Versicherungsformen bieten oft kaum noch Rendite aufs eigens zurückgelegte Geld. Und das trotz satter Förderungen.
Wenn es nach Finanzminister Christian Lindner (FDP) geht, soll sich das ändern. Neue Vorsorgedepots sollen staatlich unterstützt werden und mehr Geld fürs Alter ermöglichen. Das sieht ein vor Kurzem erschienener Gesetzentwurf des Ministers vor.
So soll am Kapitalmarkt etwa in Einzelaktien oder Fonds angelegtes Geld, anders als beim Sparen in Versicherungen, künftig von der Steuer absetzbar sein: Dazu könnte es für jeden investierten Euro 20 Cent Zuschuss vom Staat geben. Jährlich sollen dann bis zu 600 Euro Förderung drin sein. Auch klassische Vorsorge-Produkte nach Riester-Vorbild, etwa fondsgebundene Versicherungen, sind Teil der Pläne.
„Der Entwurf ist keine finale Lösung, aber ein Schritt in die richtige Richtung. Die Politik versucht damit endlich, andere Formen des Sparens attraktiv zu machen“, sagt Dorothea Mohn, Leiterin des Teams Finanzmarkt der Verbraucherzentrale. Diese anderen Formen versprechen fürs Alter deutlich höhere Renditen als das klassische Sparen. Für Deutschland, wo viele Menschen bei der Geldanlage im internationalen Vergleich eher konservativ agieren, sei das ein notwendiger Impuls.
„Private Altersvorsorge wird in Deutschland immer mit Versicherungen in Verbindung gebracht. Das ist schlecht. Bei langfristigen Anlagen ist es notwendig, ins Risiko zu gehen, um eine Chance auf Rendite zu haben“, sagt Mohn. „Durch wissenschaftliche Simulationen sehen wir: Garantien braucht es beim Altersvorsorgesparen nicht. Die langen Anlage-Zeiträume gleichen das Risiko zwischenzeitlicher Verluste aus“, erklärt die Verbraucherschützerin.
Dass weiterhin auch die risikoarmen und wenig profitablen Versicherungen gefördert werden sollen, sieht die Verbraucherschützerin jedoch kritisch. Denn: Dort sind die Verwaltungsgebühren – also etwa Beteiligungen für Finanzberater – oft deutlich höher. „Die meisten Verbraucher sind auf Beratungen angewiesen.“
Und dort empfehlen die Finanzvertriebler meist das, was ihnen die höchste Provision gibt – das ist heute meist eine teure, renditeschwache Rentenversicherung.“ Heißt, auch künftig dürfte vielen Menschen weiterhin das Versicherungsmodell angeboten werden, so die Befürchtung.
Deshalb helfe der Entwurf finanziell besonders denen, die sich ohnehin schon mit Depots als Altersvorsorge beschäftigen. „Trotzdem ist der Reformentwurf unterm Strich ein guter Anfang. Alles, was hilft, Versicherungen bei der Altersvorsorge aus dem Spiel zu nehmen, ist gut“, sagt die Verbraucherschützerin.
MORITZ MAIER