Der Mann ohne das richtige Händchen

von Redaktion

Guterres beim Brics-Gipfel

Dass António Guterres bisweilen das richtige Gespür fehlt, ist bekannt. Heute vor genau einem Jahr relativierte der UN-Generalsekretär das Hamas-Massaker an 1200 israelischen Zivilisten, indem er sagte, es habe „nicht im luftleeren Raum“ stattgefunden. Der bestialische Angriff lag da gerade zwei Wochen zurück, Israel rang noch um eine Sprache für das Unfassbare. Es war der Auftakt für die stetige Verschlechterung des Verhältnisses zwischen Jerusalem und den Vereinten Nationen, das heute am Boden ist.

Dieser Tage sieht man: Guterres hat wenig dazu gelernt. Gestern reiste er nach Russland, um die versammelte Elite von Skeptikern und Gegnern der westlichen Weltordnung zu treffen. Auf den ersten Blick vertretbar: Die sogenannten Brics-Staaten gewinnen an Bedeutung, China und Indien sind zudem auf dem Weg zu einem Frieden in der Ukraine unverzichtbar. Kiew hat allerdings einen Punkt, wenn es beklagt, dass der UN-Generalsekretär zwar Zeit für ein Shakehands mit Putin findet, aber beim Friedensgipfel in der Schweiz fehlte. Das ist weniger eine Kritik an der Institution, die am Schweiz-Gipfel teilnahm, als an Guterres selbst. Sein Erscheinen krönt Putins Absicht, der Welt weiszumachen, er sei gar nicht so isoliert, wie der Westen meint.

Macht der UN-Generalsekretär so weiter, ist er auf dem besten Weg, auch im Ukraine-Konflikt als Vermittler auszufallen. Für den obersten Vertreter der Weltgemeinschaft, zu dessen Kernaufgaben es gehört, Brücken zu bauen, wäre das ein Armutszeugnis.
MARCUS.MAECKLER@OVB.NET

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