Guterres‘ heikler Besuch bei Putin

von Redaktion

Der Brics-Gipfel in Kasan ist die größte Zusammenkunft von Staatsführern in Russland seit Kriegsbeginn. Das Bündnis fordert mehr Einfluss. UN-Generalsekretär Guterres kommt zu einem umstrittenen Besuch.

Besuch mit Beigeschmack: UN-Generalsekretär António Guterres wird bei seiner Ankunft am Flughafen Kasan mit lokalem Backwerk begrüßt. © Alexey Filippov/dpa

Kasan – Russlands Präsident Wladimir Putin hat sich beim Brics-Gipfel in der Millionenstadt Kasan an der Wolga als Lenker einer internationalen Staatenkoalition präsentiert. Beim offiziellen Eröffnungsfoto posierte er, eingerahmt von Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping und Indiens Premier Narendra Modi, als Gastgeber eines stärker und zunehmend selbstbewusster werdenden Bündnisses, das der Kremlchef zum Gegenpol des Westens aufbauen will.

Die Abkürzung Brics setzt sich aus den Anfangsbuchstaben der ersten Mitgliedsländer Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika zusammen. Inzwischen gehören der Allianz der Iran, Äthiopien, Ägypten und die Vereinigten Arabischen Emirate an. Das Bündnis hat mit China und Indien nicht nur die beiden bevölkerungsreichsten Staaten der Welt in den eigenen Reihen. Es generiere kaufkraftbereinigt inzwischen auch 36,7 Prozent der Weltwirtschaft, sagte Putin. Während die Wirtschaft des Westens stagniere, werde die der Brics-Länder 2024/25 um 3,8 Prozent wachsen.

Der Kremlchef möchte die Brics zu einem Gegengewicht zum Westen aufbauen. Dabei geht es laut Putin nicht nur um wirtschaftliche und finanzielle Fragen, sondern auch um Sicherheitspolitik. Die am Bündnis beteiligten Länder teilten die gleichen Werte, sagte er.

Die bisherige Entwicklung macht die Brics offenbar attraktiv für weitere Länder des Globalen Südens. Es gebe mehr als 30 Länder, die sich dem Bündnis anschließen wollten, sagte Putin. Nach Kasan sind nach Kremlangaben über 20 Staats- und Regierungschefs vor allem aus Afrika, Lateinamerika und Asien angereist.

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine war mehrfach Thema in Kasan. Schon am Vortag hatte Modi noch einmal Indiens Angebot erneuert, als Vermittler eine friedliche Lösung des Konflikts zu erreichen. Putin hob nach Kremlangaben gegenüber seinen Gesprächspartnern die Erfolge seiner Armee im Krieg gegen die Ukraine hervor. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte, die Ukraine-Krise – wie er es nannte – habe in allen bilateralen Treffen Putins eine Rolle gespielt. „Dabei unterstreicht er den Unwillen der ukrainischen Seite zu irgendwelchen Gesprächen und die sehr, sehr positive Dynamik für die russischen Streitkräfte an der Front“, sagte Peskow.

Chinas Staats- und Parteichef Xi forderte beim Gipfel eine Deeskalation in der Ukraine und im Nahost-Konflikt. Das Bündnis solle Bewahrer der gemeinsamen Sicherheit sein, sagte er. In der Ukraine müsse eine rasche Deeskalation der Lage angestrebt werden. Das Schlachtfeld dürfe sich nicht erweitern. Im Gazastreifen brauche es eine Waffenruhe und ein Ende des Tötens, sagte Xi.

Die Abschlussdeklaration von Kasan kann als Erfolg für die russische Diplomatie gelten. Die Mitgliedsländer verurteilten Israels Angriffe auf den Gazastreifen und Libanon. Die Ukraine hingegen kam nur in einem Satz zur Sprache. Es hieß, zu dem Problem gebe es unterschiedliche Positionen. Dafür gab es reichlich Kritik an den Sanktionen, die der Westen gegen Russland wegen des Kriegs verhängt hat.

Umstritten ist die Teilnahme von UN-Generalsekretär António Guterres. Der Portugiese soll heute Putin treffen und auch öffentlich auftreten. Aus der Ukraine kam Kritik. Guterres habe eine falsche Wahl getroffen, nach Kasan zu reisen, nicht aber zum Friedensgipfel in der Schweiz.

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