Man kann den Richtern, die nun für weitere Fahrverbote in München sorgen, keinen formalen Vorwurf machen. Sie exekutieren Vorschriften und müssen sie nicht hinterfragen. Wer das dennoch tut und die Vorgeschichte des 40-Milligramm-Stickstoffdioxid-Grenzwerts nachvollzieht, stößt darauf, dass in deren Verlauf die kühle Distanz der Naturwissenschaft vom Eifer des Aktivismus überlagert wurde. Der Grenzwert hat in der gut erforschten Giftigkeit der Substanz keine vernünftige Grundlage. Wirklich schädlich sind andere Gifte. Um die kümmert sich keiner. Warum? Weil‘s bequemer ist.
Unabhängig davon sollte man sich fragen, warum dieser fragwürdige Grenzwert bei fortlaufend verbesserter Abgasreinigung weiterhin gerissen wird. Es gibt Heizungen, Industrieanlagen, in der Nähe vorbeifahrende Dieselloks und Baumaschinen. Also zahlreiche Quellen, die ihre Abgase ungereinigt in die Umwelt blasen. Warum erklärt man den Individualverkehr zum alleinigen Sündenbock? Weil‘s bequemer ist.
Dass Tempo 30 keine Lösung war, ist jetzt auch nicht überraschend. Man muss sich zu dieser Erkenntnis nicht mal mit innermotorischen Prozessen auseinandersetzen. Der Blick auf die Verbrauchsanzeige genügt, um zu wissen: Auf gleicher Strecke werden mehr Abgase freigesetzt. Warum macht man Tempo 30 dann? Weil‘s bequemer ist.