Drei Jahre wurde gearbeitet in der Weltsynode: Die katholische Weltkirche soll synodaler werden. Mehr Mitsprache auch der Laien, mehr Geschlechtergerechtigkeit. Das alles, um zu verhindern, dass jemals wieder passiert, was die Kirche mit dem Missbrauchsskandal in eine tiefe Glaubwürdigkeitskrise gestoßen hat.
Papst Franziskus, der 2013 als Reformpapst angekündigt wurde, hat die modernen Katholiken aber herb enttäuscht. Ob in der langen Zurückhaltung einer klaren Verurteilung des russischen Überfalls auf die Ukraine, ob durch diskriminierende Äußerungen über Homosexuelle („Schwuchtelei“) – gegen Ende seines Pontifikats sorgt der 87-Jährige eher für Kopfschütteln als für Anerkennung. Über die Ergebnisse der Weltsynode, die als Empfehlungen auf seinem Schreibtisch landen, wird der Papst in einem nachsynodalen Schreiben befinden. Es ist eine black box. Dass er nicht als der Papst in die Geschichte eingehen will, der die Weihe von Frauen zu Diakoninnen zulässt, ist so gut wie sicher. Franziskus ist kein Reformer, erst recht kein Revolutionär.
Vielleicht schafft der Papst vom anderen Ende der Welt die Möglichkeit, dass offener gesprochen wird in der Kirche, dass Bischöfe und Priester nicht mehr eigenmächtig von oben herab „regieren“. Dass sie sich rechtfertigen müssen. Und zwar nicht erst vor ihrem Herrgott. Im Binnenleben der katholischen Kirche mögen das wichtige Weichenstellungen sein. Es kommt jetzt auf die deutschen Bischöfe an, mutige Entscheidungen zu wagen. Für viele enttäuschte Gläubige, vor allem Frauen, ist das zu spät.
CLAUDIA.MOELLERS@OVB.NET