Weltsynode: Kirche enttäuscht Reformer

von Redaktion

Vatikanstadt – Nach drei Jahren Arbeit geht am Sonntag die Weltsynode zu Ende. 368 Vertreter aus allen Erdteilen, darunter 100 Laien – Männer und Frauen –, haben über Reformen diskutiert. Kirche soll synodaler werden und gerechter. Aber das letzte Wort hat der Papst.

„Die Frage der Rolle der Frau als eine wirklich tragende Thematik wird nicht zu Ende kommen“, zieht Prof. Thomas Schwartz, Chef des Hilfswerks Renovabis in Freising, nach drei Wochen Weltsynode mit einer gewissen Ernüchterung Bilanz. Der Priester, der das Kirchentreffen als Gast begleitet hat, geht davon aus, dass es über das Abschlussdokument, an dem noch bis zum heutigen Samstag gearbeitet wird, „unglaublich viele Enttäuschungen geben wird“. Er sagt aber auch: Wenn man enttäuscht werden wolle, werde man enttäuscht. „Wenn man positiv überrascht sein will, wird man überrascht sein können darüber, dass Freiheitsräume eröffnet werden, die es angstfrei zu nutzen gilt.“

Das ist katholische Dialektik und ein Paradebeispiel dafür, wie genau man in Texten der Kirche darauf schauen muss, wie formuliert wird, was verworfen wird – aber eben auch, was ausgespart wurde und somit Freiraum für Entwicklungen ermöglicht. Denn: Anders als noch Papst Johannes Paul II. im Jahr 1994 hat Franziskus jetzt die Tür zum Diakonenamt für Frauen nicht zugeschlagen. Bischof Georg Bätzing, Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, sagte in einer Zoom-Konferenz der Freisinger Domberg-Akademie: „Papst Franziskus wird diese Frage nicht klären. Entscheidend ist aber: Der Papst will, dass diese Frage offengehalten wird.“

Nach drei arbeitsreichen Wochen wird am heutigen Samstag das Abschlussdokument beschlossen, das dem Papst vorgelegt wird. Entscheidungen kann das 368-köpfige Gremium aus Kardinälen, Bischöfen und Laien nicht treffen. Aber Empfehlungen, wie es mit der Weltkirche weitergehen soll. Synodaler soll sie werden, weniger klerikal, mit mehr Beteiligung der Laien und insbesondere der Frauen. Wie der Papst damit umgeht, entscheidet er im Frühjahr.

Im Vorfeld war versucht worden, die Konfliktfelder Weiheamt für Frauen und Gleichgeschlechtlichkeit auszusparen aus Angst, die Kirche könnte auseinanderbrechen. Doch die Themen kamen in der Synodenaula immer wieder zur Sprache. Auch das ist neu: Die Synodalen erheben Widerspruch. Zur Frauenfrage sagte die Synodale Helena Jeppesen-Stuhler aus der Schweiz: „Jetzt ist die Büchse geöffnet und lässt sich nicht mehr schließen.“

Zaghaft, aber unumkehrbar nannte Bischof Bätzing die von der Weltsynode angestoßene Transformation der Kirche. Da geht es um mehr Teilhabe an Entscheidungen. „Das wird das kirchliche Leben verändern“, glaubt er. Allerdings: Dafür müsste auch das Kirchenrecht geändert werden. Nach wie vor gibt es Angst vor einer Dezentralisierung der Kirche und mehr Entscheidungsmöglichkeiten der Bischofskonferenzen. Auch im Bereich der Leitung der Kirche müssen dicke Bretter gebohrt werden. Sollte im Schlussdokument von verschiedenen Rhythmen die Rede sein, in der Kirche sich in Regionen entwickeln kann, wäre in den Augen von Beobachtern schon einiges erreicht. Das könnte etwa die Weihe verheirateter Männer zu Priestern („viri probati“) oder die Diakonenweihe von Frauen betreffen.
CLAUDIA MÖLLERS

Artikel 3 von 11