Zumutungen allein reichen nicht

von Redaktion

Kahlschlag bei Volkswagen

Nein, VW-Mitarbeiter haben bisher kaum darben müssen. Zu stark war die Rolle der Politik und der Gewerkschaften, um bei Löhnen und Arbeitsbedingungen zu sparen. Dass es jetzt in der Krise umso härter kommt, ist deshalb für die Betroffenen besonders schmerzhaft. Denn ganze Lebensplanungen drohen zu entgleisen. Dies, obwohl die allermeisten Arbeitnehmer kaum zu der Misere beigetragen haben, die sie nun ausbaden müssen.

Da war die immer schon lange Zeit lukrative, aber immer auch riskante Konzentration aufs China-Geschäft, die für eine Schlagseite sorgte. Da war der Größenwahn vergangener Tage. Es war keine gute Idee, dem Konzern immer noch mehr Konkurrenten einzugliedern, anstatt die bestehenden Marken besser zu koordinieren. Und es war auch keine gute Idee, viel Geld für einen teuren Oberklasse-Volkswagen zu verpulvern, während man gleichzeitig die finanziellen Möglichkeiten weiter Bevölkerungskreise aus den Augen verloren hat.

Dabei wurden die Hausaufgaben sträflich vernachlässigt: Die legendäre interne Bürokratie wurde nie ernsthaft angegangen und sinnvolle Neuerungen wie einheitliche Plattformen wurden konterkariert. Der mobile Querbaukasten als technische Einheits-Basis für fast alle Konzernmodelle wurde gleich wieder so weit in Untergruppen zerfleddert, dass man es gleich hätte bleiben lassen können. Es sind viele harte Bretter zu bohren, um VW zurück in die Spur zu bringen. Mit Zumutungen für die Arbeitnehmer allein ist es gewiss nicht getan.
MARTIN.PREM@OVB.NET

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