Zwei Gipfel: Mehr als nur Theaterdonner?

von Redaktion

Angespannte Stimmung herrscht zwischen Scholz und Lindner. © dpa

Berlin – Alles nur Theaterdonner, oder kann der Industriegipfel von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) der deutschen Wirtschaft doch ganz konkret aus der Flaute helfen? Die wichtigsten Industrieverbände, Gewerkschaften und ausgewählte Unternehmen kommen heute für mindestens zwei Stunden im Kanzleramt zusammen, um das auszuloten. Das Treffen findet unter schwierigen Vorzeichen statt, weil sich die Ampel-Regierung in der Wirtschaftspolitik ziemlich zerstritten präsentiert.

Seinen Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grünen) und seinen Finanzminister Christian Lindner (FDP) hat Scholz nicht eingeladen. Habeck hat deswegen ein Papier mit seinen Vorschlägen zur Krisenbewältigung quasi als Input vorgelegt. Und Lindners FDP-Fraktion lädt wenige Stunden vor dem Kanzler-Gipfel zu einem eigenen Wirtschaftstreffen ein, bei dem auch Handwerk und Mittelstand berücksichtigt werden. FDP-Fraktionschef Christian Dürr verteidigte das Vorgehen. Nur die Großindustrie einzuladen, sei der FDP „ein bisschen zu eng“ gedacht, sagte Dürr. Man müsse auch dem Mittelstand konkret helfen. „Wir wollen ja zurück in die Champions League der großen Wirtschaftsnationen.“ Die Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge mahnte dagegen, alle sollten sich angesichts der angespannten Lage zusammenreißen. „Wir brauchen keine Konkurrenz-Gesprächskreise von Finanzminister und Kanzler, sondern gemeinsame Lösungen in der Bundesregierung.“ Ähnlich äußerte sich SPD-Generalsekretär Matthias Miersch: „Alberne Ränkespiele müssen aufhören. Ich erwarte, dass meine Koalitionspartner jetzt konzentriert und lösungsorientiert arbeiten.“

Scholz hatte den Gipfel vor knapp zwei Wochen in einer Regierungserklärung im Bundestag angekündigt. Er soll der Auftakt für mehrere Gespräche mit Wirtschaftsvertretern sein. Das Ziel des Kanzlers: „Eine neue industriepolitische Agenda“. Sein Versprechen: „Das, was dabei rauskommt, werde ich diesem Parlament vorschlagen, auch auf den Weg zu bringen, damit es vorangeht in Deutschland.“

Scholz will sich bei dem Gipfel auf die Branchen konzentrieren, in denen es um besonders viele Arbeitsplätze geht. Neben dem Bundesverband der Deutschen Industrie soll daher der Verband Deutscher Maschinen- und Anlagenbau dabei sein. Die Arbeitnehmer sind durch den Deutschen Gewerkschaftsbund, die IG Metall und die IG Bergbau, Chemie, Energie vertreten. Von den großen Unternehmen sollen neben VW auch BMW und Mercedes dabei sein. Insgesamt werden etwa 20 Teilnehmer erwartet. Die Inhalte sollen nach den Vorstellungen des Kanzlers vertraulich bleiben. Eine anschließende Pressekonferenz wird es nicht geben. Die zunächst für Auftaktbilder eingeladenen Fotografen und Kamerateams wurden heute wieder ausgeladen. Das Signal: Das ist keine Show-Veranstaltung.
M. FISCHER/A. HOENIG

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