Angemessen hart oder herzlos? Das Verbot des UN-Palästinenserhilfswerks auf israelischem Boden ist ein zweischneidiges Schwert. Einerseits begründbar: Israel zieht die Konsequenz daraus, dass die Organisation ihrem eigenen Neutralitätsanspruch nicht genügt. Davon zeugen antisemitische Inhalte in Schulbüchern, vor allem aber die Verflechtung einzelner Mitarbeiter mit der Hamas. Zugleich ist die Entscheidung heikel: Denn wie beim Vorgehen in Gaza fehlt ein Plan für die Zeit danach.
Israel muss nun zwingend die Frage beantworten, wie es die humanitäre Arbeit des UNRWA ersetzen will. Und das schon deshalb, um nicht in den Verdacht zu geraten, man erliege den Hardliner-Phantasien vom Aushungern der Bevölkerung in Gaza. Bisher gibt es dazu nur eine Absichtserklärung, aber keinen erhellenden Vorschlag der Netanjahu-Regierung. Fraglich, ob sich ein Ersatz für das umfassende Hilfsnetzwerk in kurzer Zeit überhaupt finden lässt.
Nach dem Trauma des 7. Oktober tut Israel nachvollziehbarerweise alles, um seine Sicherheit zu gewährleisten. Aber der Grat zwischen notwendigem Durchgreifen und Übereifer bleibt schmal. Auf welche Seite das UNRWA-Verbot dabei gehört, wird sich daran bemessen lassen, ob künftig für die Palästinenser gesorgt ist.
MARCUS.MAECKLER@OVB.NET