Auch hier würden viele Trump wählen

von Redaktion

Vor der US-Wahl

Es ist anders als vor acht Jahren. Damals fragte sich jeder, wie das passieren konnte: Donald Trump im Weißen Haus? Das klang wie ein schlechter Scherz, zumal Hillary Clinton deutlich bessere Chancen zugesprochen wurden. Morgen könnte sich die Geschichte wiederholen – aber diesmal wäre kaum jemand über einen Wahlsieg Trumps überrascht. Er würde sich nahtlos in einen Trend einreihen. Der Aufstieg der Rechtspopulisten, die gegen Globalisierung, Freihandel, die freie Presse und Masseneinwanderung wettern, die der politischen Elite den Kampf ansagen: Es begann mit Donald Trump, schwappte über nach Europa – und nun beginnt womöglich wieder alles von vorn.

Trump führt uns unsere europäische Arroganz vor Augen: Was man lange nur in US-amerikanischen Südstaaten bei ideologisierten MAGA-Anhängern verortet hatte, ist längst auch bei uns Realität: In Frankreich, Italien, den Niederlanden und (wie die Ost-Wahlen eindrücklich klargemacht haben) auch in Deutschland. Es geht bei dieser Wahl nicht um einen verrückten Exzentriker und seine wirren Lügen – sondern um hohe Lebenshaltungskosten, teures Benzin, unkontrollierte Migration. Auch hierzulande würden wohl viele Trump wählen. Weil sie sich ihm gesehen fühlen. Umso wichtiger wäre es für die Demokraten, Trump mit inhaltlichen Lösungen zu schlagen. Stattdessen hat sich Harris‘ Kampagne darauf konzentriert, dass Trump „weird“ (seltsam) ist. Sie konnte ihr Momentum nach Bidens Rückzug nicht aufrechterhalten. Nun geht sie ohne Vorsprung in die Wahl – und muss auf Stimmen hoffen, die in ihr noch eine Hoffnungsträgerin sehen.
KATHRIN.BRAUN@OVB.NET

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