Chisinau – Die Stichwahl in der zwischen der EU und Russland hin- und hergerissenen Republik Moldau ist beendet – und es zeichnet sich ein äußerst knappes Rennen ab. Nach Auszählung von mehr als zwei Dritteln der Stimmen lag nach Angaben der Wahlkommission erst der Herausforderer Alexandr Stoianoglo mit rund 52 Prozent vorn. Der 57-Jährige tritt für die Partei der Sozialisten des moskaufreundlichen Ex-Präsidenten Igor Dodon an. Später am Abend drehte sich das Blatt plötzlich. Nach Auszählung von 93 Prozent der Stimmen war die proeuropäische Amtsinhaberin Maia Sandu mit 50,9 Prozent auf einmal vorne – vermutlich durch die Wähler im Ausland, die später ausgezählt wurden. Ein Endergebnis lag aber bis Redaktionsschluss nicht vor.
Sandus nationaler Sicherheitsberater Stanislav Secrieru warf Russland massive Wahleinmischung vor. In der von Moldau abtrünnigen Region Transnistrien, wo russische Truppen stationiert sind, habe es organisierte Wählertransporte gegeben; das sei illegal. Secrieru veröffentlichte Berichte über Transporte von Wählern von Russland aus mit Bussen und Charterflügen ins aserbaidschanische Baku, ins türkische Istanbul und nach Minsk in Belarus. Im Internet kursierte ein Video, auf dem Menschen angeblich ihre moldauischen Pässe in einem Flugzeug nach Minsk hochhalten. Am Wahltag berichteten Menschen, man habe ihnen per Telefon Geld angeboten, wenn sie Stoianoglo wählen.