Charlottesville: Studenten registrieren sich für die Wahl an der University of Virginia. © dpa
■ Wer wird gewählt?
Neben der Präsidentschaftswahl fallen überall tausende weitere Entscheidungen. Besonders wichtig ist der US-Kongress mit Senat und Repräsentantenhaus – den beiden Kammern, die über Gesetze in den USA bestimmen. Von den 100 Senatoren wird ein Drittel neu gewählt, die Amtszeit beträgt sechs Jahre. Die 435 Abgeordneten im Repräsentantenhaus werden nur für zwei Jahre bestimmt, sie werden komplett neu gewählt. Hinzu kommen Entscheidungen über Gouverneure und Kongresse vieler einzelner Bundesstaaten, Stadtparlamente, Schulbeiräte, Staatsanwaltschaften oder Volksabstimmungen zu Abtreibungen, der Frage, ob Maine eine neue Flagge bekommt oder ob in Denver künftig Pelze verboten sind.
■ Warum am Dienstag?
Das hat historische Gründe. Die Ernte sollte vorüber sein, außerdem sollte den Gläubigen keine Wahl am Sonntag zugemutet werden, sie sollten in ländlichen Gebieten nicht einmal die manchmal beschwerliche Reise Richtung Wahllokal antreten müssen, sondern dazu erst am Montag aufbrechen. 1845 erließ der Kongress deshalb ein Gesetz, das den „Dienstag nach dem ersten Montag im November“ als Wahltag bestimmte.
■ Wer darf wählen?
Grundsätzlich dürfen wie in Deutschland alle Bürger ab 18 Jahren wählen. Das waren 2020 rund 232 Millionen Menschen. Weil es in den USA keine generelle Meldepflicht gibt, müssen sich Wahlwillige in ein Register eintragen lassen. Sie geben dabei auch eine generelle Parteipräferenz an und hinterlegen, ob sie sich als „Demokrat“, „Republikaner“ oder „Unabhängiger“ registrieren wollen. Damit legen sie sich nicht für die Wahlkabine fest, aber die Registrierung bestimmt in der Regel darüber, dass man nur für diese Partei an Vorwahlen teilnehmen kann. Mehr als fünf Millionen Menschen wurde das Wahlrecht entzogen, weil sie im Gefängnis waren, in den allermeisten Bundesstaaten erlangt man es auch nach der Freilassung nicht zurück. Überproportional oft trifft das Schwarze, die häufiger die Demokraten wählen.
■ Was sind Swing States?
In über 40 Bundesstaaten gilt als relativ sicher, wer gewinnt. Der Wahlkampf konzentriert sich deshlab normalerweise auf sieben Bundesstaaten in der Mitte, die in der Vergangenheit mal für die eine, mal für die andere Partei gestimmt haben. Sie werden „Swing States“ oder „Battleground States“ genannt (Schlachtfelder-Staaten). In Michigan, Pennsylvania und Wisconsin im Norden und in Nevada, Arizona, Georgia und North Carolina im Süden kommt es auf jede Stimme an. In Umfragen liegen beide Kandidaten in allen diesen Staaten aktuell höchstens zwei Prozentpunkte auseinander. Allerdings gab es am Wochenende eine Umfrage im vermeintlich sicheren Trump-Staat Iowa, dass dort Harris vorne liegt.
■ Was tun Wahlleute?
Die Wähler bestimmen nicht direkt über den Sieger, sondern sie entscheiden darüber, wem die Wahlleute ihres jeweiligen Bundesstaates ihre Stimme zu geben haben. Dabei gilt in aller Regel: Wenn ein Kandidat in einem Staat auch nur mit einer Wählerstimme vorn liegt, bekommt er alle Wahlleute in diesem Staat zugesprochen – außer in Nebraska und Maine stimmen alle Delegierten eines Staates als Block ab.
■ Und nach der Wahl?
Nach der Zertifizierung in den Bundesstaaten und möglichen Nachzählungen per Hand kommen die Wahlleute am 17. Dezember in ihren jeweiligen Bundesstaaten zur Abstimmung zusammen. Im Januar wird dann im Senat noch einmal das Ergebnis zertifiziert, mit dem Vizepräsidenten als Sitzungsleiter. Dieses Treffen hatte am 6. Januar 2021 zum Sturm auf das Kapitol geführt, weil Trumps damaliger Vize Mike Pence die Wahl anerkennen wollte. Trump hetzte einen Mob auf, hunderte Demonstrierende brachen in das Parlamentsgebäude ein, einige skandierten „Hängt Mike Pence!“.
■ Was macht Trump?
Es gibt die Sorge, dass Donald Trump das Wahlergebnis erneut anzweifelt, sollte er die Wahl gegen Kamala Harris verlieren. Auch russische Einmischung könnte das befeuern, warnen US-Sicherheitsbehörden. Auf der Plattform X war zum Beispiel ein Fake-Video aufgetaucht, in dem ein angeblicher Migrant aus Haiti behauptet, er habe mehrfach in Georgia die Demokraten gewählt. Gerade Demokraten wählen häufiger vorab, wodurch die Auszählung zunächst die Republikaner besser dastehen lässt.