Wenn die Tage kürzer werden, rücken die Arzneimittel-Engpässe wieder in den Fokus. Kochsalzlösungen sind knapp, bei Antibiotika gibt es Mängel – und nun klagen Kinderärzte, dass auch der Impfstoff gegen das RS-Virus schwer zu bekommen ist. Ein Problem, das gerade für die Kleinsten gefährlich werden kann.
Das RS-Virus ist für gesunde Erwachsene oder auch größere Kinder meist nicht mehr als ein unangenehmer Infekt – für Säuglinge und Kleinkinder kann es hingegen tödlich sein. Sind sie erst mal erkrankt, gibt es vergleichsweise wenig, was sich medizinisch entgegensetzen lässt. Deshalb war es für viele Eltern eine Erleichterung, als im September klar wurde, dass der mehrere hundert Euro teure Impfstoff für Babys von den Krankenkassen übernommen wird. Entsprechend groß ist auch die Nachfrage – doch Kinderarztpraxen müssen Eltern zuletzt immer wieder vertrösten, weil es an Impfstoff fehlt. Krankenkassen und Politik hätten das verschlafen, klagt der Berufsverband der Kinderärzte.
Nun mangelt es im deutschen Gesundheitswesen grundsätzlich nicht an offenen Baustellen. Doch fällt schon immer wieder auf, dass gerade Probleme, die speziell Kinder betreffen, oft eher schleppend angegangen werden. Winter für Winter sind zum Beispiel Kinderkrankenhäuser überlastet und – auch weil Kindermedizin kein sonderlich lukratives Geschäft ist – ohnehin chronisch unterfinanziert. Einmal mehr bleibt nun der Eindruck: Den Kleinen fehlt die große Lobby.
SEBASTIAN.HORSCH@OVB.NET