Sandus Sieg: Moldau hält West-Kurs

von Redaktion

Lieber Rosen als Russland: Maia Sandu feiert mit ihren Anhängern das vorläufige Ergebnis der Stichwahl bei den Präsidentschaftswahlen. © Vadim Ghirda/dpa

Chisinau – Die pro-europäische Präsidentin Maia Sandu hat sich am Sonntag in der Stichwahl um das oberste Amt in Moldau mit rund 55 Prozent der Stimmen gegen ihren russlandfreundlichen Gegenkandidaten Alexandr Stoianoglu durchgesetzt. Für viele Moldauer ist die 52-Jährige das Symbol des Wandels der kleinen ehemaligen Sowjetrepublik: Sandu setzt sich entschieden für Moldaus Annäherung an die Europäische Union ein. Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine vor zweieinhalb Jahren wirkt sie darauf hin, dass der Westen ihr Land unterstützt und die Angst ernst nimmt, Moldau könnte das nächste Ziel des Kremls sein.

Entsprechend groß waren im Vorfeld der Stichwahl die Sorgen im Westen, Sandus Kontrahent Stoianoglu könnte sich durchsetzen. In der ersten Runde der Präsidentschaftswahl hatte er 25 Prozent erreicht – und damit deutlich mehr als erwartet. Für Sandu hatten 42 Prozent gestimmt.

Sandu habe das Land „sicher durch schwere Zeiten gesteuert und den europäischen Kurs ihres Landes gesetzt“, erklärte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am Montag und bekräftigte die Unterstützung Deutschlands. Zugleich kritisierte die Bundesregierung einen „massiven Versuch“, Moldauer in Deutschland und anderen EU-Staaten von der Stimmabgabe abzuhalten. Der Sprecher des Auswärtigen Amts kritisierte, Auslands-Wahllokale in Berlin, Frankfurt am Main und Kaiserslautern, aber auch in anderen EU-Ländern seien mit Bombendrohungen überzogen worden.

Sandu warb im Wahlkampf in mitreißenden Reden für eine Zukunft ihres Landes in der EU – und stellte den Weg dorthin als schwierig, aber lohnend dar. „Der Beitritt zur Europäischen Union ist der Marshallplan Moldaus“, sagte sie im Oktober und zog damit eine Parallele zum Wiederaufbau Europas nach dem Zweiten Weltkrieg.

Mit 2,6 Millionen Einwohnern ist die Republik Moldau eines der kleinsten und auch der ärmsten Länder des Kontinents. Unter Sandus Führung beantragte Moldau kurz nach dem russischen Überfall auf die Ukraine 2022 den Beitritt zur EU. Seit Juni dieses Jahres laufen die Beitrittsgespräche zwischen Brüssel und Chisinau. Als Präsidentin legte Sandu weitreichende Reformen zur Bekämpfung der Korruption und zur Förderung von Investitionen vor.

Sandu wurde in dem kleinen Dorf Risipeni nahe der Grenze zu Rumänien geboren – 19 Jahre, bevor Moldau seine Unabhängigkeit von der sowjetischen Regierung in Moskau erklärte. In der Hauptstadt Chisinau studierte sie Betriebswirtschaftslehre, machte einen Master in Internationalen Beziehungen und einen weiteren in Politik an der US-Universität Harvard.

Nach einer Station im Wirtschaftsministerium arbeitete sie mehr als sieben Jahre lang als Ökonomin im Büro der Weltbank in Chisinau und später als Beraterin bei der Weltbank in Washington. Nach zwei Jahren in den USA bekam Sandu 2012 das für sie unerwartete Angebot, als Bildungsministerin nach Moldau zurückzukehren.

Das war der Beginn ihrer Polit-Karriere – einer „Achterbahnfahrt“, wie sie bei einer Rede in Harvard vor zwei Jahren schilderte. 2016 gründete Sandu ihre eigene Mitte-Rechts-Partei der Aktion und Solidarität (PAS). 2016 kandidierte sie das erste Mal für das Präsidentenamt – ohne Erfolg. Drei Jahre später wurde sie Regierungschefin, bevor sie sich 2020 erneut für die Präsidentschaft bewarb und den von Moskau unterstützten Amtsinhaber Igor Dodon besiegte.

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