Im Schatten der alles überragenden US-Wahl entledigt sich Benjamin Netanjahu seines schärfsten internen Kritikers. Der Schritt ist gewagt und sagt viel über die Prioritäten des israelischen Premiers. Denn Meinungsverschiedenheiten hin oder her: Indem er den erfahrenen Verteidigungsminister Joav Gallant mitten in einem existenziellen Mehrfrontenkrieg gegen einen militärisch eher Unbeleckten austauscht, setzt Netanjahu sein Land einem Risiko aus – und das auch, um Risiken für sein politisches Überleben aus dem Weg zu räumen. Galant, der dem Premier Orientierungslosigkeit im Krieg und das Ausbleiben eines Geisel-Deals vorwarf, wurde ihm wohl schlicht zu gefährlich.
Für Netanjahu fügen sich die Dinge nun gleich doppelt: Während ein Unbequemer trotz des lauten Protests tausender Israelis gehen muss, kehrt Donald Trump ins Weiße Haus zurück. Die Äußerungen des künftigen US-Präsidenten deuten darauf hin, dass er Netanjahu in dessen Kriegskurs deutlich robuster unterstützen wird, als es der Demokrat Joe Biden in den vergangenen Monaten tat. Für das Fortkommen der diplomatischen Bemühungen in der Region dürfte das wenig Gutes bedeuten – für Israels Premier umso mehr. Mit Trump im Rücken und dem loyalen Parteisoldaten Israel Katz als Verteidigungsminister ist Netanjahu so sicher wie lange nicht.
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