Beirut – Der Chef der libanesischen Hisbollah-Miliz, Naim Kassem, erwartet von dem Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl keine Auswirkungen auf die Verhandlungen über eine Waffenruhe mit Israel. „Wir gründen unsere Erwartungen für eine Einstellung der Aggression nicht auf politische Entwicklungen“, sagte Kassem in einer Fernsehansprache. „Ob Harris gewinnt oder Trump, bedeutet für uns nichts“, fügte der Hisbollah-Chef hinzu.
Zugleich drohte Kassem mit weiteren Angriffen auf Israel. „Wir haben zehntausende ausgebildete Widerstandskämpfer, die angreifen und widerstehen können“, sagte er. Kein Ort in Israel liege „außerhalb der Reichweite der Drohnen und Raketen“ der Hisbollah. Kassems Fernsehansprache war vor der Verkündung von Trumps Wahlsieg aufgezeichnet worden. Der Miliz-Chef hielt sie anlässlich des 40. Todestags seines Vorgängers Hassan Nasrallah. Dieser war am 27. September bei einem Angriff der israelischen Armee in einem Vorort der libanesischen Hauptstadt Beirut getötet worden. Einen Monat später wurde Nasrallahs Stellvertreter zum neuen Hisbollah-Chef ernannt.
Die Hisbollah-Miliz im Libanon hatte einen Tag nach dem Überfall der radikalislamischen Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 mit regelmäßigen Raketenangriffen eine zweite Front gegen Israel eröffnet. Als Reaktion beschoss Israel Ziele im Nachbarland. Seit Wochen hat die israelische Armee ihre Angriffe auf Ziele der Hisbollah im Libanon deutlich verstärkt und auch Bodeneinsätze gegen Stellungen der Miliz im Südlibanon begonnen.