Cem Özdemir ist nun Bauern- und Bildungsminister. © dpa
Berlin – Das war für eine Dienstreise nun der wohl unglücklichste Zeitpunkt: Auf Afrika-Tour ist Agrarminister Cem Özdemir vom Platzen der Ampel-Koalition überrumpelt worden. Als das rot-gelb-grüne Bündnis im Koalitionsausschuss zerbricht, weilt der Grünen-Politiker 11 000 Kilometer von Berlin entfernt in Sambia. Er hält eine Rede auf einer Veranstaltung der deutschen Botschaft, eines der Themen ist nachhaltige und klimaangepasste Landwirtschaft.
Özdemir verfolgt die dramatischen letzten Stunden der Ampel dann also in einem afrikanischen Hotelzimmer. Dabei geht es ihn persönlich unmittelbar an: Der Baden-Württemberger wird Doppel-Minister, übergangsweise. Er soll das Bildungs- und Forschungsressort nebenher mit übernehmen, das mit einem sehr hohen Etat ausgestattet ist. Özdemir sagt aus der Ferne zu. Seine Ernennungsurkunde am Donnerstag kann er freilich nicht persönlich beim Bundespräsidenten entgegennehmen, das muss nachgeholt werden. Özdemir wird erst am Freitag wieder in Deutschland erwartet. Die Lage hatte der eigentlich erfahrene Minister offenkundig falsch eingeschätzt. Er hatte kurz vor Abflug noch gesagt: „Es wurde schon so oft gesagt, dass die Koalition am Ende ist, dass es kaum noch jemand glaubt.“