Die Ampel ist so gescheitert, wie sie regiert hat: chaotisch und würdelos. Die Art und Weise, wie der Kanzler am Ende über die FDP und ihren Vorsitzenden herfiel, war stillos und schockierend. Die Verächtlichmachung einer Partei, die bis eben noch Partner in einer Regierung war, passt nicht zu den Belehrungen über „politische Kultur“, die gerade die SPD in ihrem immerwährenden „Kampf gegen Rechts“ gerne anderen Parteien zuteil werden lässt.
Des Kanzlers Ausraster hat einen Preis: Die FDP wird, sollte sie ihr Ampel-Abenteuer mit Schrammen und Blessuren überleben, als Koalitionspartner der SPD für lange Zeit ausfallen. Gut, dass die Genossen Markus Söder haben. Seine kategorische Koalitionsabsage an die Grünen stärkt die Überzeugung der SPD-Spitze, der Union relevante Zugeständnisse als Preis für ein Regierungsbündnis abpressen zu können.
Während man bei den Liberalen mit voller Kraft Richtung Schwarz-Gelb umsteuert und sich seit dem Ampelbruch über 650 Neueintritte freut, schließt CDU-Chef Merz jede Unterstützung für die FDP aus. Richtig ist: CDU und CSU sind aktuell selbst nicht stark genug, um Zweitstimmen verschenken zu können. Ebenso richtig ist aber auch, dass die Union weder mit der SPD noch mit den Grünen die durchgreifende Politikwende schaffen wird, die das Land so dringend braucht, wenn es nicht weiter absteigen und zum Spielball Putins und Trumps werden will. Einen Kurswechsel in Deutschland kann es geben – aber nur, wenn viele, die zuletzt eher mit der AfD sympathisierten, bei der kommenden Schicksalswahl Vernunft über Emotion stellen, ihren Frust über die Fehler der Merkel-Union und der Ampel-Liberalen überwinden und CDU, CSU und FDP eine neue Chance geben.
GEORG.ANASTASIADIS@OVB.NET