Trump zu Gast bei Biden

von Redaktion

Der siebte Streich: Am Wochenende wurde bekannt, dass Donald Trump auch die Wahl in Arizona gewonnen hat – und damit in allen sieben Swing States. © Rebecca Noble/AFP

Washington – Nach dem Sieg von Donald Trump bei der US-Präsidentschaftswahl trifft der Republikaner in der kommenden Woche den demokratischen Amtsinhaber Joe Biden. Das Weiße Haus teilte mit, Biden werde seinen ehemaligen Wahlkampf-Kontrahenten am Mittwoch im Oval Office empfangen. Die beiden politischen Rivalen treffen sich selten. Ihre Zusammenkunft ist angesichts ihres erbitterten Wettstreits besonders aufgeladen.

Biden (81) hatte Trump (78) bereits kurz nach der Wahl angerufen, ihm zum Sieg gratuliert und ihn ins Weiße Haus eingeladen. Auch der frühere US-Präsident Barack Obama hatte Trump nach dessen erstem Wahlsieg 2016 zu einem Gespräch in der Regierungszentrale empfangen. Das gehört zum üblichen Umgang rund um einen Machtwechsel in den USA. Trump allerdings war 2020 von solchen Konventionen abgerückt.

Der Republikaner war bei der damaligen Wahl gegen Biden angetreten und verlor. Er hat die Niederlage aber bis heute nicht eingeräumt. Nach seinem Misserfolg hatte Trump damals Biden nicht nur nicht ins Weiße Haus eingeladen, sondern war auch dessen Amtseinführung ferngeblieben. Biden hingegen hat bereits vor der Wahl angekündigt, dass er unabhängig vom Wahlausgang bei der Vereidigungszeremonie für den neuen Präsidenten am 20. Januar dabei sein wird.

Das Treffen am Mittwoch ist eine der seltenen direkten Begegnungen von Biden und Trump. Zuletzt hatten sich die beiden Ende Juni bei einer Fernsehdebatte im Wahlkampf auf der Bühne gegenübergestanden. Die Debatte verlief jedoch für Biden derart desaströs, dass er sich kurz darauf auf Druck seiner Partei hin aus dem Präsidentschaftsrennen zurückzog und dann seine Vizepräsidentin Kamala Harris als Kandidatin unterstützte.

Der Wahlkampf zwischen Biden und Trump war bereits 2020 von besonderer Schärfe geprägt gewesen – und die Wahlkampfmonate bis zu Bidens Ausstieg standen dem in nichts nach. Biden beschrieb Trump durchgehend als „Gefahr für die Demokratie“, verunglimpfte ihn oft auch als „Verlierer“ oder „Jammerlappen“ und in der denkwürdigen TV-Debatte sogar als jemanden mit der „Moral eines Straßenköters“. Trump wiederum machte sich bei jeder Wahlkampfveranstaltung über seinen demokratischen Konkurrenten lustig, schlachtete dessen Patzer stets erbarmungslos aus und porträtierte ihn als einen senilen Hochbetagten, der nicht mehr wisse, was er tue, und das Land in den Abgrund stürze. Trump gab ihm den Spitznamen „schläfriger Joe“.

Einem Medienbericht zufolge hat Trump am Donnerstag mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin telefoniert. Dabei habe er ihm empfohlen, den Angriffskrieg gegen die Ukraine nicht zu eskalieren, schrieb die „Washington Post“ unter Berufung auf informierte Personen. Trump habe weitere Unterhaltungen angeregt, um über eine Lösung des Krieges zu sprechen. Die ukrainische Regierung sei über das Gespräch informiert worden.

Am Freitag hatte Trump mit Susie Wiles seine designierte Stabschefin vorgestellt, weitere Personalien dürften bald folgen. Die beiden Top-Politiker Mike Pompeo und Nikki Haley werden der künftigen Regierung nicht angehören, wie Trump erklärte. Dem früheren Außenminister Pompeo waren Aussichten auf das Amt des Verteidigungsministers eingeräumt worden. Haley, die frühere Botschafterin bei den Vereinten Nationen, galt hingegen als chancenlos, seit sie bei der Vorauswahl der Republikaner gegen Trump angetreten war.

Unterdessen fällt Trumps Wahlsieg noch deutlicher aus. Die Sender CNN und NBC meldeten Trumps Sieg auch in Arizona. Der Republikaner hat sich somit in allen sieben Swing States durchgesetzt und vereint 312 Wahlleute auf sich, Harris kommt auf 226.

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