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Hände weg vom Deutschlandticket!

von Redaktion

Union will Fahrkarte abschaffen

Die Rechnung ist einfach: Wer von einer Kreisstadt in Oberbayern nach München pendelt, spart durch das Deutschlandticket im Jahr heute über 900 Euro. Wenn nicht mehr! An diesem Preisbeispiel sieht man schon: Es dürfte ein klasse Wahlkampfschlager für CDU/CSU sein, wenn sie in die Taschen von 13 Millionen Fahrgästen langen und das beliebte Ticket abschaffen wollen. Ironie off!

Wahrscheinlich taktieren die Unions-Wahlkämpfer kühl damit, dass das Ticket auf dem flachen Land eh niemand hat und es dort gut ankommt, wenn dem angeblich begüterten Bewohner des Speckgürtels jetzt mal Vergünstigungen gestrichen werden.

Das kann man so sehen. Aber es ist billig und in der aufgeheizten Stimmung sogar gefährlich, den Stadt-Land-Gegensatz anzuheizen. Auch die Argumentation, das Geld wäre im Ausbau der Infrastruktur besser aufgehoben, zieht nicht. Natürlich ist es richtig, die Bahn auszubauen. Aber die Bahnkunden heute sind durch Verspätungen und Zugausfälle gebeutelt. Sie wollen jetzt einen Ausgleich dafür – und keine Vertröstungen, dass es irgendwann (wann denn?) besser wird. Und welcher Ausgleich wäre besser als ein niedriger Preis? Etwas überspitzt formuliert ist das günstige Deutschlandticket eine Entschädigung dafür, dass man trotz der vielen Pannen dennoch in die Bahn steigt. Dass es (etwas) bei der Verkehrswende hilft, weil etwa ein Zehntel der 13 Millionen Käufer früher mit dem Auto gefahren ist, kommt hinzu. Fällt das Ticket weg, dürfte es eine Massenabwanderung ins Auto geben. Und weiter Dauerstau in den Städten.

Für die Fahrgäste ist das Ticket praktisch. Wer es hat, schert sich nicht um Zonen und Tarifgruppen. Er fährt einfach. Ein Schlüssel für den Erfolg der Verkehrswende ist die Einfachheit des Tarifs. Das hat soeben der MVV-Chef betont. Wer würde widersprechen? Das Deutschlandticket ist nicht schlecht, nur weil es die Ampel erfunden hat. Deshalb Hände weg!
DIRK.WALTER@OVB.NET

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