KOMMENTAR

Verkehrte Verkehrs-Welt

von Redaktion

Münchens Auto-Pläne

Ernst gemeinte Frage: Sind Abgase im Wohngebiet besser als Abgase auf einer Hauptverkehrsroute? Die gesammelten Instanzen aus EU-Verordnungen, Gerichten und Stadtverwaltung meinen offenbar: Ja, das ist so. Denn wenn die neuen Regeln für den Mittleren Ring kommen wie erwartet, dann wird bald gelten: Auf einem Teilstück dürfen keine Euro-5-Diesel mehr fahren, überall sonst aber schon. Wer so ein Diesel-Auto hat, müsste in Zukunft kurz vor der Verbotszone abfahren, durchs Wohngebiet tuckern und danach wieder auf den Ring einscheren.

Die Welt des Verkehrs ist zu einer verkehrten Welt geworden. Mit Regel-Ideen, die nichts besser machen, dafür aber schön kompliziert sind. Und der nächste Streich ist schon in Arbeit: Der Umweltausschuss schlägt vor, bei einer Reihe weiterer Straßen zu überprüfen, ob man hier nicht Tempo 30 einführen könnte. Wegen Lärmschutz – und zwar an großen Routen wie der Schleißheimer Straße. Klar: Wir können die ganze Stadt zur Tempo-30-Zone erklären. Oder gleich Autos grundsätzlich verbieten. Damit würde die Stadt leiser werden. Bald würden wir viele Vögel zwitschern hören und den Wind, der durchs Herbstlaub streicht. Es gäbe keinen Auto-Lärm mehr. Übrigens auch keine Handwerks- und Industrie-Geräusche. Die Unternehmen wären dann nämlich alle abgewandert.

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