KOMMENTAR

Nicht alles ist ein riesiger Skandal

von Redaktion

Kalkulierter Ampel-Bruch

Nachdem die lieblose Zweckehe zerbrochen ist, schwappt die große Empörungswelle ungebrochen durch alle Ex-Ampel-Parteien. Mal ist es die „kalkulierte“ Teleprompter-Wutrede von Kanzler Olaf Scholz, mal ein mehr oder weniger zu frühes Geschachere um den freigewordenen Posten des Finanzministers. Jetzt also ist es die FDP, die den Ampel-Bruch schon vor Monaten geplant und eingefädelt haben soll. Erwartungsgemäß und demonstrativ schlagen SPD und Grüne die Hände über dem Kopf zusammen.

Doch steckt hinter all dem wirklich immer ein Skandal? Dass die FDP schon lange unglücklich in dem Dreierbündnis war, ist spätestens nach den etlichen in Sand gesetzten Landtagswahlen kein Geheimnis mehr. FDP-Vize Wolfgang Kubicki wurde nie müde, die Ampel totzureden. Und das Anfang 2024 knapp ausgefallene Mitgliedervotum zu einem Ampel-Ausstieg dokumentierte die Skepsis an der Basis.

Klar, dass dann schon mal mögliche Exit-Strategien durchgespielt werden. Klar auch, dass jede Partei immer versucht, einen Vorteil für sich herauszuholen. Ist nicht die feine Art, aber eben auch politisches Geschäft. Jetzt tragen alle drei Ex-Partner die Verantwortung, keinen kompletten Rosenkrieg zu entfachen und über echte Inhalte zu sprechen. Denn (Wähler-)Vertrauen gewinnt man mit taktischen Spielchen nicht.
LEONIE.HUDELMAIER@OVB.NET

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