Fast 100 Prozent mehr Sexualstraftaten gegen Frauen in den letzten zehn Jahren, ein deutlicher Anstieg von häuslicher Gewalt – mit 360 toten Frauen und Mädchen im Jahr. Damit stirbt fast jeden Tag in Deutschland eine Frau durch Gewalt – und das meist durch Männer.
Die Zahlen, die gestern in Berlin vorgestellt wurden, sind erschreckend. Erschreckend auch: Es ist das erste Mal, dass Daten zu geschlechtsspezifischer Gewalt gegen Frauen auf diese Weise erhoben und gebündelt wurden. Und das im Jahr 2024. Das Thema wurde bisher schlicht vernachlässigt.
Die Zahlen sind aber auch überraschend: Denn die Gewalt zieht sich durch alle Gesellschafts- und Altersschichten. Über 70 Prozent der Opfer sind, genauer wurde die Herkunft nicht aufgeschlüsselt, deutsche Staatsangehörige. Und auch das überrascht: Das Risiko, Opfer eines Femizids zu werden, steigt mit dem Alter, 60- bis 80-Jährige sind überdurchschnittlich oft betroffen. Warum? Unklar!
Klar ist: Forschungs- und Handlungsbedarf sind hoch. Noch vor den Neuwahlen soll nun ein geplantes Gesetz zum besseren Schutz von Frauen vor Gewalt verabschiedet werden, das zum Beispiel mehr Frauenhäuser in Deutschland garantieren soll. Dass in diesem Fall nicht längst gehandelt wurde, soll übrigens wie so oft an der Finanzierung gescheitert sein. Auch das: erschreckend.
CLAUDIA.MUSCHIOL@OVB.NET