Halle – Nach der zähen Debatte über die Kanzlerkandidatur hat SPD-Chefin Saskia Esken erstmals Selbstkritik geäußert. „Nein, wir haben kein wirkliches gutes Bild abgegeben bei der Nominierung unseres Kanzlerkandidaten“, sagte sie auf dem Juso-Bundeskongress in Halle in Sachsen-Anhalt und erntete dafür lang anhaltenden Applaus.
Zugleich machte sie auch deutlich, dass ihrer Ansicht nach der Partei kein Schaden entstanden ist. „Wir gehen aus dieser Debatte nicht beschädigt, sondern auch gestärkt hervor, weil wir eben große Einigkeit jetzt erzielt haben“, sagte sie. Der Co-Vorsitzende Lars Klingbeil hatte das Vorgehen der Parteispitze in der K-Frage am Freitag noch verteidigt. Natürlich müsse diskutiert werden, sagte er. „Ich bin ein Parteivorsitzender, der nicht sagt basta (…), sondern ich will auch reinhorchen in die Partei, ich will auch ernst nehmen, was diskutiert wird.“
Zum Auftakt des Juso-Kongresses hatte der Vorsitzende des Nachwuchsverbands, Philipp Türmer, dann unter dem Applaus der rund 300 Delegierten Klingbeil und Esken Führungsversagen vorgeworfen: „So geht’s nicht weiter. Was war das eigentlich für eine Shit Show in den letzten Wochen?“, fragte er an ihre Adresse.
Nach Eskens Rede erneuerte Türmer seine Kritik. „Ich muss sagen, mir hat an dieser Stelle wirklich der Plan und auch tatsächlich die Führung in dieser Frage der Parteispitze gefehlt.“ Die Debatte sei „destruktiv“ gewesen, sie sei jetzt aber beendet. „Jetzt braucht es eine klare Strategie, wie wir in diesen Wahlkampf gehen.“ Am heutigen Montag will der Vorstand Scholz als Kanzlerkandidaten nominieren.