Treffen mit Netanjahu: In Tel Aviv wird Alexander Dobrindt schon wie ein Regierungsvertreter empfangen.
Tel Aviv – Ein Israel-Besuch in schwierigen Zeiten: Mehr als 350 Raketen hagelten am Sonntag auf das Land nieder, als CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt seine politischen Gespräche in Israel begann. Trotz des Raketen-Abwehrschirms Iron Dome schlugen einige Geschosse ein – auch in unmittelbarer Nähe der Dobrindt-Delegation in Petah Tikva, einem Vorort von Tel Aviv. Das Gebäude, in dem Dobrindt sich während des Raketenalarms aufhielt, vibrierte. Es waren die heftigsten Angriffe der Hisbollah seit Beginn des Krieges. Es geht der Terror-Armee darum, noch einmal die Muskeln spielen zu lassen, ehe nun möglicherweise eine Vereinbarung zu einer Waffenruhe zustande kommt.
Gestern dann der Höhepunkt der politischen Gespräche: Der CSU-Politiker wurde angesichts des Endes der Ampel von der rechtskonservativen Führung in Tel Aviv fast schon wie ein Regierungspolitiker empfangen. So bekam Dobrindt nicht nur einen Termin bei Außenminister Gideon Sa‘ar. Auch Premier Benjamin Netanjahu nahm sich Zeit für den Vertreter der deutschen Opposition. Sicher nicht nur, weil Dobrindt gute Chancen hat, Minister einer künftigen Bundesregierung zu werden: In Tel Aviv wird sehr wohl registriert, dass Dobrindt sich klar gegen den Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshof positioniert, während die amtierende rot-grüne Bundesregierung laviert. Kanzler Olaf Scholz (SPD) vermeidet eine klare Haltung, weil er einerseits die Solidarität zu Israel nicht infrage stellen will, andererseits aber auch den Internationalen Strafgerichtshof nicht beschädigen will.
Auch in Tel Aviv wurde Dobrindt deutlich: Er habe „absolut kein Verständnis für dieses Urteil“ des Internationalen Strafgerichtshofs gegen Nethanjanu. „Man kann dieses Urteil nur als bodenlose Dummheit bezeichnen.“ Das habe er auch Netanjahu persönlich gesagt. „Einen demokratischen Regierungschef, der sein vom Terror angegriffenes Land und das Existenzrecht Israels verteidigt, dermaßen zu attackieren, ist eine unvorstellbare Entgleisung. Die Bundesregierung muss endlich ihre Sprachlosigkeit beenden und sich klar gegen den Haftbefehl positionieren.“
Netanjahu, der sich gut 30 Minuten Zeit für den Gast aus Deutschland nahm, nimmt nach der Hamas in Gaza und der Hisbollah im Libanon das nächste Ziel ins Visier: Die Hauptgefahr für Israel sei der Iran, der einen „Ring of fire“ feindlicher Staaten und Gruppen um Israel gelegt habe. Um seine Botschaft zu unterstreichen, zeigte der Premier Dobrindt ein Foto, darauf eine Hochhausfassade in Teheran, auf die ein Atompilz gemalt ist. Dazu die Überschrift: Tel-Aroschima.
KLAUS RIMPEL