Die Ampel hat ihre Ministerämter einst recht schräg ausgewählt, nur die allerabstrusesten Personalien etwa im Verteidigungsressort wurden anschließend korrigiert. Umso überraschender: Die Restposten nach dem FDP-Abgang sind seriös und mit Augenmaß neu vergeben worden. Als neuer Finanzminister erscheint der Experte und Scholz-Vertraute Jörg Kukies eine kluge Wahl. Vertrauensstiftend ist auch, die übrigen Ministerposten nicht neu zu besetzen, sondern bisherigen Ministern zusätzlich anzuvertrauen. Auch der großen Versuchung, die eh oft überflüssigen Bonsai-Pösterl an Parlamentarischen Staatssekretären für ein paar verbleibende Wochen aufzufüllen, widerstand Rot-Grün. Gut so.
Eine Personalie macht sogar neugierig: Was, wenn Cem Özdemir von Beginn an das Bildungsressort geleitet hätte? Er als einer der seriösen, energiegeladenen Realo-Grünen hätte etwas rausholen können aus dem Haus, mit dem FDP-Frau Stark-Watzinger nur Kummer hatte; von ihr bleiben eine Fördergeld-Affäre, eine entlassene Staatssekretärin und ein verkorkstes Wissenschafts-Zeitvertragsgesetz.
In der Schulpolitik (reine Ländersache) hat der Bund fast nichts zu melden; das ist besser so, denn der Föderalismus wirkt hier motivierender als bundesweite Gleichmacherei. Das Bundesbildungsministerium ist aber eigentlich ein mächtiges, mit Milliarden ausgestattetes Forschungsressort. Hightech, Innovation, Zukunft: Das sind die Schlüsselfragen, und die Ressorts für Wirtschaft (Habeck) und Digitales (Wissing) ließen da viel Raum. Wie man dieses Haus seit Jahrzehnten so unterschätzen und mit Graumäusen besetzen kann, bleibt ein Rätsel. In der nächsten Regierung muss sich das ändern.
CHRISTIAN.DEUTSCHLAENDER@OVB.NET