München – Drei Jahre Ampel-Regierung in Berlin haben die politische Landkarte in Bayern gehörig durcheinandergewirbelt. Der neue „Bayerntrend“ von Infratest dimap für den Bayerischen Rundfunk deutet im Vergleich zur letzten Bundestagswahl 2021 dramatische Verschiebungen an – sowohl beim Ergebnis der Parteien als auch bei den Themen, die die Menschen bewegen. Die Wirtschaftskrise und die Kriegsgefahr dominieren im Vergleich zu 2021, das Thema Umwelt ist deutlich nach hinten gerückt.
Auch bei den Parteien gibt es große Verschiebungen: Die CSU steuert bei der Wahl am 23. Februar auf einen klaren Wahlsieg zu. Im „Bayerntrend“ liegt sie bei 45 Prozent, nach nur 31,7 Prozent 2021. Die AfD als zweitstärkste Kraft würde aktuell ihr Ergebnis von 2021 von neun auf 17 Prozent fast verdoppeln. Dagegen brechen alle Ampel-Parteien ein: Die Kanzlerpartei SPD halbiert sich von 18 auf neun Prozent, die FDP liegt nur noch bei drei Prozent – 2021 holte sie 10,5. Die Grünen kommen verhältnismäßig glimpflich davon und liegen mit 13 Prozent nur knapp unter dem Ergebnis von 2021, als sie in Bayern 14,1 Prozent holten.
„Die Strategie von Markus Söder – maximale Distanz zu den Grünen auf der einen und Eindämmung der Freien Wähler auf der anderen Seite – scheint aktuell aufzugehen“, sagt BR-Wahlexperte Andreas Bachmann. Tatsächlich stehen auch Hubert Aiwangers Freie Wähler trotz aller Berlin-Ambitionen des Wirtschaftsministers im „Bayerntrend“ nur bei vier Prozent – 2021 waren es noch 7,5. Auch das Bündnis Sahra Wagenknecht kommt nur auf drei Prozent.
Interessant sind auch andere Daten der Erhebung. „Wenn wir auf die Altersgruppen schauen, dann sehen wir, dass die 35-49-Jähirgen am stärksten verunsichert sind, also diejenigen, die mitten im Arbeitsleben stehen“, sagt Bachmann. Insgesamt blicken nur noch zwölf Prozent der Bayern optimistisch in die Zukunft. Größte Sorge ist die Wirtschaft – 37 Prozent nannten dieses Thema, das waren 27 Prozent mehr als 2021. Das Thema Migration ist für 26 Prozent bedeutsam (plus 5), die Kriegsgefahr kommt nun auf den dritten Platz: 20 Prozent (plus 18).
Dagegen stürzt die Bedeutung der Umwelt- und Klimapolitik regelrecht ab: 16 Prozent nannten diesen Bereich, das waren 28 Prozent weniger als 2021. Das macht das grüne Abschneiden noch bemerkenswerter. „Ein Faktor für die Stabilität der Grünen heißt Robert Habeck“, sagt BR-Experte Bachmann. „91 Prozent der eigenen Anhänger halten ihn für einen guten Kanzlerkandidaten. Ein absoluter Spitzenwert, von dem Friedrich Merz oder Olaf Scholz bei den eigenen Anhängern nur träumen kann.“
Am ehesten trauen die Bayern der CSU zu, die Probleme des Landes zu lösen (37%). Zehn Prozent glauben das von der AfD. „Damit ist klar: die AfD ist längst keine Protestpartei mehr“, sagt Bachmann. Besorgniserregend: 27 Prozent trauen keiner Partei die Lösung der Probleme zu.
MIKE SCHIER