KOMMENTAR

Der brandgefährliche Test für die Nato

von Redaktion

BND warnt vor Russland

Ob es uns gefällt oder nicht: Die Zukunft der Sicherheit Europas liegt in den Händen von Donald Trump. Nur wenn Wladimir Putin sicher sein kann, dass die USA weiter zu ihrer Nato-Beistandsverpflichtung stehen, wird der von der Sowjet-Wiedergeburt besessene Kreml-Herr davon ablassen, die baltischen Staaten oder gar die skandinavischen Nachbarn zu attackieren.

Die Europäer hält Putin für militärisch so schwach, unsere Bevölkerung für so verweichlicht, dass die europäischen Nato-Staaten allein den Russen nicht von einem Angriff auf Estland oder Lettland abhalten würden. Darauf deuten deutsche Geheimdienst-Erkenntnisse hin, die BND-Chef Bruno Kahl jetzt konkretisierte. Demnach könnte es eine Art „Testangriff“ geben, etwa auf die norwegische Arktis-Insel Spitzbergen. Der Sinn dahinter: vom Kreml aus genüsslich zuschauen, wie sich die Nato-Partner gegenseitig zerlegen, ob sie wegen so eines abgelegenen Fleckchens Nato-Gebiet wirklich den Dritten Weltkrieg riskieren sollten. Erdogan in der Türkei, Orbán in Ungarn, bald vielleicht der prorussische Rechtsradikale Calin Georgescu, der in Rumänien in die Stichwahl zieht: Es gibt inzwischen genug Minen innerhalb des Bündnisses, die die angestrebte Nato-Einigkeit sprengen könnten. Und auch die deutsche Debatte über solch einen Spitzbergen-Fall kann man sich, angeheizt von Sahra Wagenknecht und der AfD, gut vorstellen.

Die unberechenbarste Nato-Mine verkörpert natürlich Trump. Immerhin hat der künftige Präsident der entscheidenden Führungsmacht nun ein Signal gesendet, das Putin weniger gefallen dürfte: Mit Ex-Sicherheitsberater Keith Kellogg als Sondergesandten für die Ukraine hat Trump einen Militär berufen, dem die Gefährlichkeit Putins sehr wohl bewusst ist.

Auch wenn er für die Ukraine schmerzhafte Gebietsverluste fordern wird: Kellogg wird der russischen Seite unmissverständlich zu verstehen geben, dass jede neue Aggression harte Folgen haben wird. Das heißt konkret: Spitzbergen wäre die Provokation zu viel. Dort mag es zwar nur Eisbären und Arktis-Forscher geben. Aber dort sitzt dann auch Trumps Ehre – und das Ego des künftigen Präsidenten ist der Nabel der künftigen US-Politik.
KLAUS.RIMPEL@OVB.NET

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