KOMMENTAR

Eine lobenswerte Idee – aber realitätsfern

von Redaktion

Australien verbietet Social Media

Kinder zwischen zehn und elf Jahren verbringen 51 Minuten pro Tag in Sozialen Netzwerken – bei 14- bis 15-Jährigen sind es sogar 99 Minuten. Das ergab eine Studie des Digitalverbands Bitkom. Ein großer Teil der Befragten meint demnach, das Leben sei ohne Internet langweilig. Ein gefährlicher Irrtum: Denn das Überangebot in der digitalen Welt zersplittert unsere Aufmerksamkeit, zehrt an unserer Konzentration und beraubt uns unserer Kreativität.

Australien verbietet nun in einem bemerkenswerten Schritt als erstes Land der Welt Soziale Medien für Kinder unter 16. Die Regierung will so ihre jüngsten Bürger vor einer Verzerrung ihres Selbstbilds, radikalen Inhalten und Suchtverhalten schützen. Die Idee ist lobenswert, aber realitätsfern: Noch ist überhaupt nicht klar, wie sie umgesetzt werden soll. Wer als Jugendlicher unbedingt auf TikTok scrollen will, der wird schon einfallsreich genug sein, um das Verbot zu umgehen. Australien will dafür immerhin nur die Plattformen in die Pflicht nehmen (wichtig!), während Eltern oder Kinder keine Strafen fürchten müssen.

Für andere Länder wie Deutschland wird es nun spannend zu beobachten, ob sich das Verbot in Australien nur als stumpfes Instrument oder doch als effektives Mittel erweist. Eine Signalwirkung hat dieser radikale Schritt aber allemal.
KATHRIN.BRAUN@OVB.NET

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