Syrien: Rebellen stürmen Assad-Villa

von Redaktion

Syrische Rebellen in der Assad-Villa in Aleppo. © x

Kämpfer der Anti-Assad-Allianz machen nahe Aleppo ein Selfie vor einem eroberten Regierungs-Kampfhubschrauber. © Watad/AFP

Aleppo – Lange Zeit sah es so aus, als würde der syrische Diktator Baschar al-Assad wieder fest im Sattel sitzen. Doch binnen kürzester Zeit konnten syrische Aufständische unter Führung der Islamistengruppe Haiat Tahrir al-Scham (HTS) nun die Wirtschaftsmetropole Aleppo im Norden Syriens erobern.

Als Symbol ihres Sieges verbreiteten die Rebellen in Sozialen Netzwerken ein Video, das zeigen soll, wie ihre Kämpfer in eine von Assads Villen eindringen: Zu sehen ist, wie bewaffnete Männer in Kampfmontur sich in der luxuriös eingerichteten Residenz in Aleppo umsehen, Parfums testen und Handy-Fotos der neobarocken Einrichtung machen.

Die mit dem Islamischen Staat verfeindete HTS war einst mit der islamistischen Terrorgruppe Al-Kaida verbündet, distanziert sich aber seit 2016/17 vom weltweiten Terror und verfolgt laut Experten eine syrische Lösung.

Assad traf sich derweil in der Hauptstadt Damaskus mit dem iranischen Außenminister Abbas Araghchi, der dem syrischen Machthaber Unterstützung zusagte. Assad kündigte eine Gegenoffensive an. Irans Außenminister warf Israel und den USA vor, hinter dem Vormarsch der Rebellen zu stecken.

Rund 200 vom Iran unterstützte Milizen sind bereits vom Irak nach Ostsyrien eingereist, um die unter Druck geratene syrische Regierung beim Kampf gegen die Rebellen zu unterstützen, teilte die Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte mit Sitz in London mit.

Russische Kampfjets flogen erstmals seit 2016 wieder Luftangriffe auf Aleppo, die zweitgrößte Stadt Syriens. Aus Kreisen der syrischen Regierung hieß es, die Armee habe Gebiete in der Umgebung von Hama, südlich von Aleppo, wieder von den Rebellen zurückerobert.

Bei den jüngsten Kämpfen wurden laut der Londoner Beobachtungsstelle innerhalb von fünf Tagen mehr als 440 Menschen getötet, darunter mehr als 60 Zivilisten. Rund 200 000 syrische Kurden sollen in der Region nahe der nordsyrischen Stadt Tal Rifaat von „pro-türkischen Gruppen belagert“ werden. Die Kommunikation in den mehrheitlich von Kurden bewohnten Gebieten sei unterbrochen worden. Die Londoner Beobachtungsstelle äußerte die Befürchtung, dass „Massaker“ an Kurden verübt werden könnten. Das kurdische Militärbündnis, das den Norden Syriens kontrolliert, kündigte an, kurdische Zivilisten aus mehreren Gebieten der Provinz Aleppo zu evakuieren.

„Wir koordinieren uns aktiv mit allen relevanten Parteien in Syrien, um die Sicherheit unseres Volks zu gewährleisten und seine sichere Umsiedlung zu erleichtern“, erklärte der Chef der Demokratischen Kräfte Syriens (SDF), Maslum Abdi. Die Menschen sollen demnach in „unsere sicheren Gebiete im Nordosten des Landes“ gebracht werden.

Die Situation im Nordwesten Syriens habe sich „schnell und plötzlich entwickelt“, teilte Abdi mit. „unsere Kräfte sehen sich intensiven Angriffen an mehreren Fronten gegenüber“. Nach dem „Zusammenbruch und Rückzug der syrischen Armee und ihrer Verbündeten“ hätten die SDF einen „humanitären Korridor“ zwischen Aleppo und Tal Rifaat eingerichtet. „Die Angriffe der bewaffneten Gruppen, die von der türkischen Besatzung unterstützt werden, haben diesen Korridor jedoch unterbrochen.“

Die USA, Deutschland, Frankreich und Großbritannien haben die Konfliktparteien in Syrien zur Deeskalation aufgefordert.

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