München – Zu radikal, zu unabhängig? Die AfD-Spitze will ihre Parteijugend Junge Alternative (JA) durch eine neue Organisation ersetzen. Das geht aus einem Beschluss des Bundesvorstands hervor. Ein entsprechender Antrag soll beim Parteitag im Januar eingereicht werden. Vorher wolle man sich mit den AfD-Landeschefs und Vertretern der JA abstimmen.
Überlegungen, die JA enger an die Partei zu binden, gibt es schon länger. Während JA-Chef Hannes Gnauck die Pläne als „Neustrukturierung und Weiterentwicklung“ verteidigt, gibt es Gegenwehr aus den eigenen Reihen. Die JA Brandenburg spricht von einem „Armutszeugnis“. Der Landtagsabgeordnete Franz Schmid, JA-Chef in Bayern und Schatzmeister im Bund, sagte unserer Zeitung: „Es scheint, als hätten sich einzelne Funktionäre der AfD im vorauseilenden Gehorsam der Anpassung an ‚das System‘ verrannt, ohne die Jugend der Partei mitzunehmen.“ Weder in der JA Bayern noch im Bund sei „eine Mehrheit für solche Vorhaben erkennbar“.
Tatsächlich sind die Hürden hoch: Eine Satzungsänderung müsste der Parteitag mit Zwei-Drittel-Mehrheit beschließen. Die AfD-Spitze wagt trotzdem den ersten Schritt. Angedacht ist eine Organisation nach Vorbild der Jusos. Mitglieder einer künftigen Parteijugend wären damit automatisch in der AfD. Bisher ist das nicht der Fall.
Die Parteispitze dürfte auf einen doppelten Effekt hoffen: Erstens könnte die AfD direkter Einfluss auf den Nachwuchs nehmen. Die JA tritt noch radikaler auf als die Mutterpartei und sorgt immer wieder für Skandale. Der Verfassungsschutz führt sie als „gesichert rechtsextrem“. Zweitens würde eine Neugründung die Parteijugend besser schützen. Die JA ist ein Verein und kann leichter verboten werden als eine offizielle Jugendorganisation.
Ob es zur Neugründung kommt, ist ungewiss. Bayerns JA-Chef Schmid will am Parteitag für den Erhalt der JA eintreten und ist „sicher, dass viele meiner Kollegen“ das auch anstrebten. Denkbar ist, dass die JA bei ihrem Bundeskongress am 1. Februar beschließt, weiterzubestehen. Dann stünde die alte einer neuen Parteijugend entgegen.
M. MÄCKLER