Bundesaußenministerin Annalena Baerbock bringt deutsche Friedentruppen für die Ukraine ins Spiel – nach dem Ende des Kriegs. Auch wenn die rot-grüne Restampel kein Geheimnis macht aus ihrer Abneigung gegen den neuen US-Präsidenten Donald Trump, schwenken die Europäer damit nahtlos auf dessen Ukraineplan ein. Er sieht eine Teilung des Landes entlang der Front vor, außerdem einen Abbau der Sanktionen gegen Russland und Sicherheitsgarantien für die Rest-Ukraine. Die Stationierung von Friedenssoldaten durch eine europäische „Koalition der Willigen“ – Trump braucht seine US-Soldaten anderswo auf der Welt – entlang der Demarkationslinie soll verhindern, dass Russland in zwei Jahren erneut auf Kiew zumarschiert.
Diplomaten nennen dies das „deutsche Modell“. 45 Jahre lang standen sich auf deutschem Boden Ost und West entlang einer eingefrorenen Grenze gegenüber, ohne dass es zum Ausbruch von Feindseligkeiten kam. Mit dem Unterschied allerdings, dass Westdeutschland damals rasch Mitglied der Nato wurde, was der Kreml Kiew kaum zugestehen dürfte. Das ist nicht das, wofür die Ukraine fast drei Jahre lang unter horrenden Opfern gekämpft hat. Und es ist weniger, als Putin wollte, als er das Nachbarland überfiel. Aber es ist das Beste, was beide Seiten angesichts der Erschöpfung dies- und jenseits der Front und vor allem angesichts der neuen geopolitischen Realitäten erreichen können, ohne unabsehbare neue Risiken einzugehen. Das größte Risiko für Putin wäre, den Krieg einfach fortzuführen auf die Gefahr hin, damit den unberechenbaren Trump zu einer harten Antwort zu provozieren. Deshalb sucht Moskau jetzt noch auf dem Schlachtfeld an sich zu reißen, was es bis zum Amtsantritt Trumps am 21. Januar kriegen kann.
Da Baerbock ihre Friedenstruppen-Idee nur zwei Tage nach dem Besuch des Kanzlers bei Präsident Selenskyj präsentierte, darf man vermuten, dass es auch in der „Friedenspartei“ SPD solche Überlegungen gibt, auch wenn Scholz die Sache im Wahlkampf öffentlich noch herunterspielt. Auch die Union, die die Grünen zum neuen Lieblingspartner in der Außenpolitik ausgerufen haben, dürften einverstanden sein. Dass hingegen Sahra Wagenknecht nichts Besseres einfällt, als wieder mal die angebliche grüne Liebe zum Krieg zu geißeln, passt zu ihrem Geschäftsmodell als Lautsprecherin des Kremls. Hoffentlich bewahrheitet sich für die geschundenen Ukrainer, die in diesen Tagen einem besonders gnadenlosen Bombardement ausgesetzt sind, der Spruch, dass die Nacht kurz vor der Morgendämmerung am schwärzesten ist.
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