Eine werdende Mutter, die noch dazu schwer lungenkrank ist, vier Wochen vor Weihnachten von kirchlichen Ehrenämtern abzuberufen, weil sie nicht verheiratet ist, ist ein zutiefst verstörender Vorfall in der katholischen Kirche. Dass ein Priester zusammen mit dem Verwaltungsleiter heutzutage eine solche Entscheidung fällt und der jungen Frau sogar die Bitte abschlägt, dass sie eine Vertrauensperson zu dem Gespräch mitbringen kann, macht fassungslos.
Da wird seit Jahren in der katholischen Kirche gerungen über Synodalität und Mitbestimmung, werden tausende kluge Seiten verfasst über einen neuen Umgang mit den Laien und über eine zeitgemäße Sexualmoral – und dann drängt ein Pfarradministrator eine Frau aus dem Pfarrgemeinderat, weil sie offenbar seiner Meinung nach nicht den moralischen Ansprüchen der Kirche genügt.
Das Ordinariat hat das Problem zumindest erkannt und bietet ein pastorales Gespräch zwischen den Betroffenen an. Doch der Schaden ist immens: Bei der jungen Frau, die sich mit Begeisterung für die Kirche eingesetzt hat, und für die Kirche insgesamt. Ein Kleriker, der in einer heiklen Frage so wenig Mit- und Feingefühl zeigt, ist als Seelsorger nicht tragbar. Anstatt in der Gemeinde Brücken zu bauen zwischen unterschiedlichen Auffassungen, hat er einen tiefen Graben gerissen.
CLAUDIA.MOELLERS@OVB.NET