Assads Drogenküche

von Redaktion

Der gestürzte Diktator finanzierte seinen Luxus auch durch den Handel mit Aufputschmitteln

Spektakulärer Fund: syrischer Rebell in einem riesigen Captagon-Lager. © Aris Messinis/AFP

München – Der Assad-Clan konnte trotz internationaler Sanktionen im Luxus schwelgen. Möglich war dies auch, weil die Familie des syrischen Machthabers Baschar al-Assad den Handel mit synthetischen Drogen als Einnahmequelle entdeckte: „Das Assad-Regime nutzt die Erlöse aus dem milliardenschweren illegalen Captagon-Business, um trotz Sanktionen überlebensfähig zu bleiben“, so der Islamwissenschaftler Caspar Schliephack. Syrien wurde so zu einem regelrechten Narco-Staat, der den Nahen Osten, aber auch Deutschland mit der Billig-Droge Captagon überschwemmte.

Laut dem am Donnerstag vorgestellten Reitox-Drogenbericht der EU wurden vom deutschen Zoll in Aachen 2,1 Millionen Captagon-Tabletten beschlagnahmt, die in einem Lager in Sandsäcken versteckt waren. Es war der größte Fund der Droge, den es bislang in Deutschland gab.

Captagon ist eine Droge auf Amphetamin-Basis, die in den 1960er-Jahren als Medikament gegen Aufmerksamkeitsdefizitstörungen (ADHS) eingesetzt wurde. Die Tabletten unterdrücken Müdigkeit und Ängste und wirken aufputschend und euphorisierend. Das Amphetamin wurde auch im Sport eingesetzt und steht seit 1978 auf der Anti-Doping-Liste. Captagon macht hochgradig abhängig.

Die HTS-Rebellen, die das Assad-Regime stürzten, verbreiten Videos, auf denen zu sehen ist, wie ein riesiges Captagon-Lager ausgehoben wird. Laut der Rebellen seien die Drogen im einer Lagerhalle im Hauptquartier einer Militärdivision nahe Damaskus beschlagnahmt worden, die von Assads Bruder Maher kommandiert wurde.

Die Drogenhändler aus Syrien und dem Libanon transportierten die Tabletten versteckt in Orangen- oder Grapefruitschalen als scheinbar harmlose Obstlieferungen. Die Gewinne, die damit erwirtschaftet werden, sind gigantisch: Die britische Regierung bezifferte den Umfang des weltweiten Captagon-Handels 2023 auf 54 Milliarden Euro, der Großteil davon fließt nach Syrien und den Libanon.

Der neue starke Mann in Syrien, Mohammad al-Dschalani, erklärte, Syrien sei „zur weltweit größten Quelle von Captagon geworden. Doch heute wird Syrien durch die Gnade des allmächtigen Gottes gereinigt.“ Al-Dschalanis Kämpfer unterstrichen dies mit Videos, auf denen zu sehen ist, wie Captagon-Tabletten verbrannt werden.

Ob mit Assad auch wirklich die Captagon-Kartelle verschwinden, bleibt aber offen: Denn Geld zum Wiederaufbau des Landes brauchen auch die neuen Machthaber, und die Korruption in dem nach dem Bürgerkrieg verarmten Land wird schwer einzudämmen sein.
KLAUS RIMPEL

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