Paris/Pau – Frankreichs Premierminister François Bayrou ist in die Kritik geraten, weil er trotz seines neuen Postens an der Regierungsspitze weiter Bürgermeister der Pyrenäenstadt Pau bleiben möchte. „Ich hätte es besser gefunden, wenn der Premierminister nach Mamoudzou geflogen wäre anstatt nach Pau“, sagte Parlamentspräsidentin Yaël Braun-Pivet mit Blick auf die Hauptstadt des sturmgeschädigten französischen Überseegebiets Mayotte. Bayrou hatte am Vorabend persönlich an einer Sitzung des Stadtrats in Pau teilgenommen und sich deswegen nur per Video zu einer Krisensitzung mit Präsident Emmanuel Macron zur Lage in Mayotte zugeschaltet. Der am Freitag zum Premierminister ernannte Zentrumspolitiker ist seit zehn Jahren Bürgermeister in seiner Heimatstadt am Fuß der Pyrenäen und will dies auch bleiben.
„Was machen Sie hier eigentlich, Herr Bayrou?“, fragte ein grünes Mitglied des Stadtrates. „Es ist ein politischer Fehler, Sie hätten besser nach Mayotte reisen sollen“, fügte er hinzu. Bayrou verteidigte seine Präsenz in Pau und forderte zudem ein Ende des seit 2014 geltenden Verbots der Ämterhäufung. „Ich denke, es war ein Fehler“, sagte er mit Blick auf das Gesetz, das es Abgeordneten untersagt, gleichzeitig Bürgermeister zu sein. „Unsere Verwaltung leidet unter einer Entwurzelung“, erklärte er. Die Politiker hätten in Paris den Kontakt zur Gesellschaft verloren. Das Gesetz betrifft nicht das Amt des Premierministers, allerdings hatten Bayrous jüngste Vorgänger ihre Bürgermeisterämter in der Regel ruhen lassen. Früher war diese Ämterhäufung üblich.