Donald Trumps Versprechen, er könne den Krieg in der Ukraine binnen 24 Stunden beenden, hat ganz offensichtlich etwas von der Kraft eines Voodoo-Spruchs. Doch so wenig sich Krankheiten einfach wegzaubern lassen, so unmöglich ist es, einen blutigen Krieg mit Selbstsuggestion westlicher Politiker zu beenden. Wladimir Putin hat bei seiner alljährlichen TV-Show zum Abschluss des Jahres überdeutlich gezeigt, wie er den Trump-Sieg für seine Zwecke nutzen will: Der Kreml-Chef lehnt es ab, mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zu verhandeln. Gleichzeitig zeigt er sich offen für einen Deal mit Trump. Über den Kopf der Ukrainer hinweg sollen neue Grenzen gezogen werden – das ist ganz im Sinne Putins, der gerne wieder eine Welt der zwei (oder mit China drei) Supermächte herstellen will, wo Moskau, Washington und Peking gnadenlos über die Interessen von europäischen oder asiatischen Nationalstaaten hinwegrollen.
Die EU hat in dieser Welt à la Putin allenfalls eine unbedeutende Nebenrolle. Es wird spannend, ob Trump dieses Spiel des Kreml mitmacht. Denn die entscheidende Frage der Sicherheitsgarantien gegen weitere Aggressionen Moskaus wird bisher von allen, die über die Ukrainer hinweg von Frieden reden, ausgeklammert: Wird es eine internationale Friedenstruppe an der „neuen“ Grenze zu Russland geben? Und wer schickt dafür Soldaten? Die Antwort ist so unpopulär, dass auch die deutschen Wahlkämpfer Scholz und Merz ihr nur ausweichen wollen.
KLAUS.RIMPEL@OVB.NET