Hello, Donald! Olaf Scholz beim Telefonat mit dem designierten US-Präsidenten Trump. © Kugler/dpa
München – Jetzt beginnen die Weihnachtstage, auch in Berlin wird es etwas friedlicher. In dieser Woche staunten viele, weil der Kanzler am Montag seine Ansprache im Bundestag mit harten Worten gegen Christian Lindner garnierte, bewusst die Unwahrheit sagte („Rentenkürzungen der Union“) und im TV noch Friedrich Merz verspottete. Scholz hat im Wahlkampf das Staatsmännische abgelegt – jetzt gibt es erste Ergebnisse, wie das bei den Wählern ankommt. Von der erhofften Aufholjagd ist Scholz noch weit entfernt.
Im ARD-Deutschlandtrend verliert die SPD zwei Prozentpunkte auf 14 Prozent. Lediglich 19 Prozent halten Scholz für einen guten Kanzler. Von Friedrich Merz erwarten das 29 Prozent, von Robert Habeck immerhin 27. Auf die Frage, wen sie lieber als Bundeskanzler hätten – Scholz oder Merz –, gaben im ZDF-„Politbarometer“ 44 Prozent dem Herausforderer von der Union ihre Stimme und 43 Prozent dem Amtsinhaber. Doch auch hier werden die Zahlen unerfreulicher, wenn nach allen vier Kanzlerkandidaten von Union, SPD, Grünen und AfD gefragt wird. Dabei schlägt sich Merz am besten: 29 Prozent hätten ihn am liebsten als Kanzler, 25 Prozent würden Robert Habeck (Grüne) bevorzugen. Scholz landet mit Alice Weidel (AfD) bei 16 Prozent. Kurios: Bei den eigenen Anhängern erhalten Scholz (65 Prozent) und Merz (64) deutlich schlechtere Werte als Weidel (82) und Habeck (81).
Manfred Güllner hatte Scholz‘ ruppigen Wahlkampfauftakt schon unter der Woche kritisiert: „Die Strategen in der SPD-Zentrale lernen es einfach nicht: Negativ-Kampagnen mögen in den USA funktionieren – in Deutschland gehen sie nach hinten los. In der SPD haben die Wahlkampfstrategen regelmäßig diesen Fehler gemacht“, sagte der Forsa-Chef in der „Bild“. „Mit dieser despektierlichen Art des Schlechtmachens des politischen Gegners nützt er (Scholz) Friedrich Merz – und schadet sich selbst.“
Auch Julia Reuschenbach, Politikwissenschaftlerin an der Freien Universität Berlin, kritisierte beim „RND“ die Wortwahl von Scholz („Fritze Merz“): „Viele Leute haben den Eindruck: Das kann eigentlich nicht das Level sein, auf dem wir angesichts der nationalen und weltpolitischen Lage in die Wahlkampfauseinandersetzung gehen.“
Scholz ist auch nicht der Einzige, der seine Strategie hinterfragen muss. Auch die FDP, die sich nach dem Ampel-Aus eine Befreiung versprochen hatte, steckt in der Krise. In einer existenziellen sogar. Die Liberalen lägen mit derzeit 3 Prozent unterhalb der Fünf-Prozent-Hürde.
MIK