Es ist wieder passiert. Fast auf den Tag genau acht Jahre nach dem Anschlag auf dem Berliner Breitscheidplatz raste wieder ein Terrorist in einen Weihnachtsmarkt, mit dem einzigen Ziel: möglichst viele Menschen zu töten. Die Weihnachtsbotschaft von Frieden auf Erden zu verhöhnen. Man mag sich gar nicht vorstellen, wie es den Angehörigen an diesen Festtagen geht, die durch diese Wahnsinnstat ihr Kind, ihre Liebsten verloren haben.
Den trauernden Familien kann die Motivation des Terrors letztlich egal sein: Wahnsinn, Hass, Rassismus, Islamismus. Doch die Politik muss sich mit den Motiven der Tat und den Fehlern im Vorfeld auseinandersetzen. Denn wieder wurden von den Sicherheitsbehörden Warnhinweise ignoriert. Und wieder gibt es auch Diskussionen darüber, warum der saudische Arzt überhaupt bei uns lebte und arbeitete. Die Antwort passt nicht recht zur üblichen Entrüstungsroutine aus Abschiebe-Forderungen und Islam-Kritik. Denn Taleb A. kam zu uns, weil er den Islamismus und die Frauenfeindlichkeit seiner Heimat Saudi-Arabien verachtete.
Die AfD-Nähe der Ideologie des saudischen Arztes zeigt – ähnlich wie das rassistische Gedankengut des Attentäters vom Münchner Olympia-Einkaufszentrum im Juli 2016 – dass es Fremden- und Muslimfeindlichkeit auch unter Migranten gibt. Und es zeigt, wie komplex die Herausforderungen für die Sicherheitsbehörden sind, vor derartigen fanatischen Einzelgängern zu schützen.
Im Absurden dieses Muslim-Hasses eines Muslims steckt aber doch eine indirekte Botschaft: Nicht der Islam an sich ist das Problem, auch rechte oder linke politische Haltungen sind nicht per se gefährlich. Es ist der Extremismus, der andere Religionen oder andere Meinungen nicht mehr gelten lässt, der tödlich werden kann. Der blutige Terror gedeiht dort, wo man dem Mitmenschen seine Religion oder gar seine Daseinsberechtigung abspricht.
Der Terror von Magdeburg wirft einen dunklen Schatten auf Weihnachten. Aber angesichts der Trauer hören wir vielleicht auch die tröstliche Botschaft, die die Geburt Jesu symbolisiert, wieder bewusster: Liebe, Gewaltlosigkeit und Toleranz können stärker sein als Hass, Brutalität und Intoleranz.
KLAUS.RIMPEL@OVB.NET