Bild der Zerstörung: Bei dem Aufprall wurde die Maschine in zwei Teile gerissen. © dpa
München – Wie ein abgeknickter Stift liegt das Heck der Maschine auf einer brachliegenden Wiese. Es ist der eine Teil des Flugzeugwracks, der noch zu erkennen ist, und wahrscheinlich auch der, der ein paar Menschen das Leben gerettet hat.
Die Maschine der Azerbaijan Airlines in Kasachstan war am Mittwochmorgen in der aserbaidschanischen Hauptstadt Baku mit 67 Insassen gestartet – unter ihnen fünf Besatzungsmitglieder. Sie sollte planmäßig nach Grosny, die Hauptstadt der russischen Teilrepublik Tschetschenien, fliegen.
Doch kurz vor dem Landeanflug nahm die Maschine Kurs in Richtung Kaspisches Meer. Augenzeugen berichten, dass die Maschine zwei weite Kreise flog, ehe sie beim Versuch eines dritten Kreises bei Aktau an der Küste des Kaspischen Meeres am Boden aufschlug. Offiziellen Angaben zufolge sind 38 Menschen ums Leben gekommen, 29 überlebten teils schwer verletzt. Unter den Überlebenden soll ein elfjähriges Mädchen sein, das deutsche Staatsbürgerin ist, heißt es von der kasachischen Nachrichtenagentur Tengrinews. „Wir gehen den Berichten mit Hochdruck nach“, erklärte das Auswärtige Amt in Berlin.
Azerbaijan Airlines führte den Schaden an dem Flugzeug zuerst auf eine Kollision mit einem Vogelschwarm zurück. Doch Experten hielten das für unwahrscheinlich – vor allem wegen möglicher Einschlusslöcher am Flugzeugwrack. Inzwischen geht die Regierung in Baku von einem Beschuss der russischen Flugabwehr aus. Medienberichten zufolge sei das Flugzeug von einer Flugabwehrrakete des Typs Panzir S getroffen worden.
In mehreren Regionen des russischen Nordkaukasus seien um diese Zeit ukrainische Drohnen in der Luft bekämpft worden, heißt es unter Berufung auf nicht genannte aserbaidschanische Regierungsquellen. „Niemand behauptet, dass es absichtlich geschah. Doch angesichts der festgestellten Fakten erwartet Baku, dass die russische Seite den Abschuss des aserbaidschanischen Flugzeugs eingesteht“, sagte eine aserbaidschanische Quelle gegenüber Reuters.
Nach Angaben des Internetportals caliber.az baten die Piloten um eine Notlandung in den nächstgelegenen russischen Flughäfen Mineralnye Wody oder Machatschkala. Dies sei nicht genehmigt worden, sodass die Crew das beschädigte Flugzeug über das Kaspische Meer hinweg nach Aktau in Kasachstan gesteuert habe.
Auch in der US-Regierung geht man von einem Schaden durch ein russisches Flugabwehrsystem aus. Dies berichteten unter anderem die Sender CNN und ABC News unter Berufung auf einen Beamten. Das Weiße Haus verwies jedoch auch auf Personal in der Region, da die Ermittlungen noch andauerten. Die israelische Fluggesellschaft El Al hat sicherheitshalber alle Flugverbindungen zwischen Tel Aviv und Moskau für diese Woche eingestellt.
Kasachstans Regierung warnt derweil vor voreiligen Schlüssen. Man werte nun die am Donnerstag gefundenen Flugschreiber aus. Russland weist jegliche Anschuldigungen von sich. „Es wäre falsch, Hypothesen aufzustellen, bevor die Untersuchungsergebnisse vorliegen“, erklärte Kremlsprecher Dmitri der staatlichen Nachrichtenagentur Tass.
MIT DPA