Das Prinzip Feindliche Übernahme

von Redaktion

Trumps Interesse an Grönland

Als 1993 der CSU-Abgeordnete Dionys Jobst öffentlich über den Kauf von Mallorca und die Umwidmung zum 17. Bundesland nachdachte, war das eine offensichtliche Schnapsidee aus dem Sommerloch. Wenn nun Donald Trump über Kanada als 51. Bundesstaat der USA fantasiert und den Kauf Grönlands erwägt, klingt das nicht weniger absurd. Leider lässt es sich diesmal aber nicht so leicht abtun.

Trumps Vorstoß ist eine Mischung aus Affront und Versuchsballon. Die Spitze gegen Kanada ließe sich noch als Albernheit ignorieren, doch die Gelüste Richtung Grönland (wie auch die Drohung, den Panama-Kanal zu übernehmen) haben eine ernstere Note, zumal sie einem Muster folgen. Bereits in seiner ersten Amtszeit streckte Trump die Finger nach der riesigen Insel aus. Als die dänische Regierung ablehnte, sagte er schmollend einen Staatsbesuch ab.

Der Politiker Trump verfährt so brachial, als habe er die Welt der Wirtschaft nie verlassen. Er agiert nach dem Prinzip Feindliche Übernahme, obwohl er es mit bewährten Bündnispartnern zu tun hat. Erfolg wird er auch diesmal nicht haben, dennoch bleibt diplomatischer Schaden nicht aus. Kein Bündnis gedeiht, wenn der eine meint, über die Interessen der anderen hinwegwalzen zu können. Grönländer und Dänen haben einen heiklen Balanceakt zu bewältigen. Sie müssen einen rüden Akteur in die Schranken weisen, ohne einen mächtigen Verbündeten zu verprellen.


MARC.BEYER@OVB.NET

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