KOMMENTAR

Verantwortung mit einem Schuss Fantasie

von Redaktion

Denkmal-Debatte in Bayern

Wie man’s macht, macht man’s verkehrt, oder? Wenn jemand ein historisches Gebäude renovieren will, dann darf er sich in der Regel auf einen wunderbaren Papierkrieg mit den Denkmalschutz-Behörden einstellen – und am Ende gern auch über Böden und Fensterbretter einzeln diskutieren. Wenn es dabei um ein Geschäftsgebäude geht, etwa ein Wirtshaus, kann das für den Betreiber nicht nur teuer, sondern sogar existenzgefährdend werden. Auf der anderen Seite: Nur allzu oft verschwinden Gebäude mir nichts, dir nichts – etwa weil sie nicht geschützt sind oder weil Behörden zu langsam reagieren. Und mit den Folgen müssen sich dann jahrelang Gerichte beschäftigen.

Beide beschriebenen Fälle sind unbefriedigend. Es stimmt zwar schon: Wir sollten unsere gebaute Geschichte pflegen, sollten uns Gedanken über das machen, was unser Ortsbild prägt. In dieser Hinsicht haben die Heimatpfleger Recht, wenn sie jetzt ironisch den „Abriss des Jahres“ küren.

Gleichzeitig braucht es in einer Welt des Wandels aber auch Platz für Neues. Ein altes Atomkraftwerk zum Beispiel ist ja nicht allein deshalb toll, weil es eben schon dasteht. Es WIRD nur dann toll, wenn man auch wirklich eine gute neue Nutzung dafür findet.

Was für unsere Baukultur deshalb nötig ist, ist nicht nur Verantwortungsgefühl, sondern auch Fantasie.
ULRICH.HEICHELE@OVB.NET

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