Die Versorgung von Senioren wird immer wichtiger: Eine Pflegerin bringt einer Bewohnerin das Mittagessen auf ihr Zimmer im Sebastian-Dani-Alten- und Pflegeheim. © Harald Oppitz/KNA
München – Im neuen Jahr wird die Pflegeversicherung teurer. Zum Jahreswechsel stieg der Beitragssatz von 3,4 auf 3,6 Prozent. Und das wird wohl nicht die letzte Erhöhung gewesen sein; für die Pflege muss man immer mehr bezahlen. Ein Pflegeplatz kostet derzeit durchschnittlich 3100 Euro im Monat, wie der Arbeitgeberverband vorrechnet. Tendenz steigend – und viel Geld, gerade mit einer niedrigen Rente. „Es ist ein Armutszeugnis, dass die Politik nur eine Antwort auf die steigenden Kosten hat: Beiträge erhöhen“, sagt Isabell Halletz, Geschäftsführerin des Arbeitgeberverbands Pflege.
Im Gespräch mit unserer Zeitung räumt Halletz mit einem ihrer Beobachtung nach weitläufigem Pflege-Irrtum auf. „Viele denken: Die Pflegekasse übernimmt alle Kosten im Pflegefall. Das ist nicht so, sie übernimmt nur einen Teil“, sagt Halletz. „Den anderen Teil muss man aus privaten Mitteln tragen.“ Das wird auch in Zukunft so bleiben, prognostiziert Isabell Halletz. „Es wird künftig nicht mehr ohne Eigenleistung gehen.“ Derzeit trifft die Kostenexplosion vor allem Rentner und Senioren, in Zukunft sind auch Jüngere betroffen.
Weil die Kosten für die Pflege wohl nicht sinken werden, sollten vor allem junge Menschen rechtzeitig vorsorgen, sagt Thomas Greiner, Präsident des Arbeitgeberverbands Pflege. „Mit zehn Euro im Monat für eine private Zusatzversicherung ist die Pflege in Zukunft ausreichend abgesichert. Egal, ob das nun freiwillig passiert oder durch eine Pflicht.“ Der Arbeitgeberverband Pflege plädiert für eine „neue, zusätzliche Absicherung“, also eine zusätzliche Pflegeversicherung, etwa für die Zeit in der Rente.
Halletz spricht auch über ein Modell der CDU und CSU. Konkret: die betriebliche Pflegeversicherung. „In dem Fall sorgt der Arbeitgeber dafür, dass zusätzliches Geld in die private Pflegevorsorge eingezahlt wird.“ Die Union wirbt in ihrem Programm mit einem dreistufigen Pflegemodell. Auch darin spielt die „Eigenverantwortung“ eine Rolle. So erklärte der gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU, Tino Sorge, im Interview mit unserer Zeitung: „Die, die in jungen Jahren für sich selbst vorsorgen können, sollen das auch tun.“
Pflege kostet. Das spricht die Union im Gegensatz zu anderen Parteien offen an. Die SPD etwa wirbt in ihrem Programm damit, die Pflegekosten auf einen Eigenbetrag von maximal 1000 Euro im Monat zu drücken. „Ja, wunderbar“, findet Thomas Greiner. „Nur: Wer bezahlt den Rest? Da finden Sie keinerlei Aussagen dazu in diesem SPD-Horrorkatalog.“
Auch das Pflegeprogramm der Grünen überzeugt den Arbeitgeberverband Pflege wenig. Die Grünen sprechen in ihrem Wahlprogramm von einer „Pflegebürgerversicherung mit einem Ausgleich zwischen gesetzlicher und privater Pflegeversicherung“. Kern ist, dass reiche Menschen mehr für Pflege und Gesundheit zahlen als ärmere. Laut Halletz kein gutes Modell: „Das wäre zu teuer.“
Denn: „Die Zahl der Erwerbstätigen sinkt. Sowohl die Deckelung des Eigenbeitrags als auch eine Pflegebürgerversicherung ist mit Blick auf die demografische Entwicklung nur Wunschdenken, aber nicht umsetzbar.“ Die jüngste Erhöhung des Pflegeversicherungsbeitrags sei „keine nachhaltige Lösung für die davongaloppierenden Kosten in der Pflege“, sagt Halletz: „Wie hoch soll die Abgabenlast der Beschäftigten noch werden, um die Versorgung der rasant wachsenden Zahl pflegebedürftiger Menschen finanzieren zu können? Darauf muss die Politik endlich eine Antwort finden, damit sich das Arbeiten in Deutschland überhaupt noch lohnt.“ Eine dieser Antworten könnte laut Verband die Zusatzversicherung sein.