Berlin – SPD, Grüne und Linke haben CDU-Chef Friedrich Merz scharf für seine Forderung kritisiert, straffällig gewordenen Doppelstaatlern die deutsche Staatsbürgerschaft wieder zu entziehen. Merz mache damit aus eingebürgerten Menschen „Bürger zweiter Klasse“, sagte SPD-Chefin Saskia Esken dem „stern“. „Friedrich Merz spielt bewusst mit dem rechtspopulistischen Feuer und ist als Kanzler aller Deutschen nicht geeignet.“
Der CDU-Chef hatte in der „Welt am Sonntag“ das von der Ampel-Koalition beschleunigte Einbürgerungsverfahren kritisiert und darauf verwiesen, dass von mehr als 200000 Antragstellern im Jahr 2024 rund 80 Prozent ihre ursprüngliche Staatsangehörigkeit behalten wollten. Damit werde die doppelte Staatsangehörigkeit „zum Regelfall“, Deutschland hole sich damit „zusätzliche Probleme ins Land“. Merz forderte, es müsse deshalb auch „eine Aberkennung der deutschen Staatsbürgerschaft möglich sein, wenn wir erkennen, dass wir bei straffällig werdenden Personen einen Fehler gemacht haben“.
Grünen-Fraktionschefin Katharina Dröge nannte Merz‘ Äußerungen „diskriminierend“ und „schädlich für die Willkommenskultur“, die zur Anwerbung von Fachkräften nötig sei. „Wenn Friedrich Merz mit dem Entzug der Staatsangehörigkeit droht, sendet er das verheerende Signal, dass Menschen, die nach Deutschland einwandern, hier nie richtig dazugehören können.“ Eingebürgerte Menschen seien „Mitglieder unserer Gesellschaft – auf Dauer, nicht auf Probe“.