KOMMENTAR

Weniger Musk, mehr Erhard

von Redaktion

FDP im Wahlkampf

Mark Hohensee, Chef der Jungen Liberalen in Baden-Württemberg, fand es eine prima Idee: Mit einer Kettensäge wollte der Landmaschinenmechaniker am Wochenende beim FDP-Landesparteitag in Fellbach auftreten. Ganz wie der argentinische Radikalreformer Javier Milei. Tenor: Der Bürokratiedschungel müsse weg. Hohensee scheiterte aber am Sicherheitsdienst, der – zu Recht – meinte, das Gerät habe in der Halle nichts verloren.

Die kuriose Episode sollte den Liberalen, die eben erst wegen der „offenen Feldschlacht“ kräftig auf die Mütze bekommen hatten, insgesamt eine Mahnung sein. Die Diagnose mag stimmen: Deutschland muss sich dringend aus dem Bürokratiedschungel befreien (die FDP hatte gerade drei Jahre lang die Gelegenheit dazu). Aber eine Partei der Mitte sollte dazu nicht den Bildern von Radikalen nacheifern. Lindners Satz, Deutschland müsse mehr Musk wagen, ist denkbar schlecht gealtert. Der amerikanische Milliardär irrlichtert weltweit in immer extremere Gefilde. Die FDP sollte sich davon fern halten.

Es gibt auch in der deutschen Geschichte gute Vorbilder für mutige Reformen. Ludwig Erhards Konzept der Sozialen Marktwirtschaft, Gerhard Schröders Agenda 2010. Das gibt zwar nicht so tolle Schlagzeilen und Instagram-Videos wie Kettensägenauftritte. Aber ein bisschen Seriosität ist auch 2025 in der Politik noch angebracht.
MIKE.SCHIER@OVB.NET

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