Trump schielt auf Grönland und Kanada

von Redaktion

Zwei Wochen vor der Amtseinführung: US-Präsident träumt von größeren Vereinigten Staaten

Kurzbesuch in Grönland: Präsidentensohn Donald Trump Jr. traf gestern auf der riesigen Insel ein. © Stach/AFP

Washington – Donald Trump ist noch nicht im Amt – doch der designierte US-Präsident sorgt bereits in vielen Ländern für Wirbel. In Grönland zum Beispiel: Nachdem Trump erst vor Kurzem den Anspruch auf die zu Dänemark gehörende Insel erneuert hatte, stattet Sohn Donald Jr. der Arktis nun einen Besuch ab. „Grönland ist schön“, postete der Sohn gestern nach seiner Ankunft auf X.

Der Vater Trump hatte zuvor schon auf seinem Online-Sprachrohr Truth Social verkündet. „Grönland ist ein unglaublicher Ort, und die Menschen dort werden enorm davon profitieren, falls – und sobald – es Teil unserer Nation wird.“ Grönland mit seinen 56 000 Einwohnern ist weitgehend autonom, aber durch seine Lage in der Arktis, die Nähe zu Russland, wegen dort vermuteter Bodenschätze sowie eines wichtigen US-Militärstützpunktes nicht nur für die USA strategisch bedeutsam. Gestern schloss Trump Senior auf Nachfrage eines Journalisten explizit nicht aus, wirtschaftlichen oder militärischen Zwang anzuwenden, um Kontrolle über Grönland oder auch den Panama-Kanal zu bekommen.

Der älteste Sohn des Präsidenten, in den USA auch als Don Jr. bekannt, ist öffentlich bisher für keinen offiziellen Posten in Trumps Regierung vorgesehen. Im Wahlkampf mischte er aber kräftig mit. Daher hat auch die Grönland-Reise politische Brisanz. Der künftige Präsident betonte, dass man Grönland vor einer „äußerst grausamen Außenwelt“ schützen werde.

In Grönland sorgt der Besuch für Ärger. „Ich möchte keine Schachfigur in Trumps wilden Träumen sein, sein Imperium auszudehnen und unser Land darin einzuschließen“, erklärte die grönländische Abgeordnete im dänischen Parlament, Aaja Chemnitz. Sie sei zwar offen für eine Zusammenarbeit mit den USA, beispielsweise in den Bereichen Tourismus, Rohstoffe und Ausbildung. Die Zukunft Grönlands müsse aber von den Grönländern selbst entschieden werden.

Auch in Kanada ärgert man sich über Trump. Der 78-Jährige hatte zuletzt immer wieder öffentlich auf das Nachbarland im Norden geschielt und als möglichen „51. Bundesstaat“ der USA beschrieben. Nun legte er nach: „Wenn Kanada mit den USA fusionieren würde, gäbe es keine Zölle, die Steuern würden deutlich sinken, und sie (die Kanadier) wären vollständig sicher vor der Bedrohung durch russische und chinesische Schiffe, die sie ständig umgeben.“ Man könne eine „großartige Nation“ werden.

Trumps Sticheleien fallen in eine politisch unsichere Zeit für Kanada. Am Montag kündigte der kanadische Premierminister Justin Trudeau seinen Rücktritt an. Trump hatte Trudeau immer wieder spöttisch als „Gouverneur“ bezeichnet.

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