Trumps Annexions-Träume

von Redaktion

Nur eine Privatreise? Donald Trump Jr. (2.v.r.) besuchte am Dienstag Grönlands Hauptstadt Nuuk. Parallel fantasierte sein Vater über eine Annexion der Insel. © Emil Stach/dpa

München – Es war ein Rundumschlag, der ahnen lässt, was in Donald Trumps zweiter Amtszeit auf die Welt zukommt. Bei einem Auftritt am Dienstag bedrohte der künftige US-Präsident die Nato-Partner Kanada und Dänemark sowie Panama. Seine Forderung, den Golf von Mexiko in Golf von Amerika umzubenennen, lässt sich vielleicht noch als harmlos abtun. Doch hinter den anderen Annexions-Drohungen stecken knallharte Interessen.

Panama: Der Panama-Kanal verbindet den Atlantik mit dem Pazifik, sodass Schiffe die sehr viel längere Fahrt um das Kap Hoorn vermeiden können. Der 1881 bis 1914 von den USA erbaute Kanal wurde zunächst von Washington kontrolliert. US-Präsident Jimmy Carter handelte 1977 dann die schrittweise Übergabe an Panama aus. Seit 1999 wird der Kanal nun von der autonomen Panamakanal-Behörde verwaltet. Trump will offenbar Druck ausüben, damit US-Schiffe weniger Durchfahrtgebühren zahlen müssen. Er bezeichnete die Gebühren als „höchst ungerecht“ und forderte, die Kontrolle der Wasserstraße an die USA zurückzugeben, falls diese nicht fair behandelt würden. Die von dem mittelamerikanischen Land erhobenen Gebühren gelten als marktüblich.

Grönland: Die Insel gehört sei 1814 zu Dänemark, heute ist sie weitgehend autonom, hat eine unabhängige Regierung und ein Parlament. Trump behauptet, man wisse nicht mal, ob Dänemark einen Rechtsanspruch auf Grönland habe. „Aber wenn ja, sollten sie ihn aufgeben, denn wir brauchen Grönland für die nationale Sicherheit.“ Die US-Armee unterhält dort seit den 1950er-Jahren den Luftwaffenstützpunkt Thule, wo im Kalten Krieg gut 10 000 Soldaten stationiert waren. Heute ist er von zentraler Bedeutung für das Raketenfrühwarnsystem der USA. Dazu kommt, dass durch den Klimawandel weitgehend unerschlossene Bodenschätze wie Erdöl, Eisen und Seltene Erden nun leichter zugänglich sind.

Kanada: Auf Trumps Drohung, Kanada mit wirtschaftlichen Zwängen unter Druck zu setzen, um eventuell sogar das nördliche Nachbarland mit den USA zu vereinen, reagierte Premier Justin Trudeau scharf: „Die Wahrscheinlichkeit, dass Kanada Teil der Vereinigten Staaten wird, ist kleiner als die für einen Schneeball in der Hölle.“ Trump setzt den Nachbarstaat in einer Schwächephase unter Druck. Trudeau hat gerade seinen Rücktritt angekündigt, Neuwahlen stehen an und Trump fantasiert, das Nachbarland zum 51. US-Staat zu degradieren. Dann „gäbe es keine Zölle, die Steuern würden deutlich sinken, und die Kanadier wären vollständig sicher vor der Bedrohung durch russische und chinesische Schiffe, die sie ständig umgeben“.

Artikel 6 von 11